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14.06.2024

Dem arktischen Klima trotzen

Wohnkomplex in Nuuk von Biosis


Arktische Gebiete wie Grönland sind frühe Leidtragende der globalen Erwärmung. Laut dem sechsten Weltklimabericht aus dem Jahr 2021 verlor die politisch selbstverwaltete Region Dänemarks innerhalb von 30 Jahren knapp fünf Milliarden Tonnen Eis. Allein das führte zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 13,5 Millimeter, was Auswirkungen vom Nordatlantik bis in den Südpazifik hat.

Für die größte Insel der Welt hat das ganz eigene Folgen. Nicht nur das Ökosystem, sondern auch die bisherige wirtschaftliche Grundlage ist durch die rasante Eisschmelze ins Wanken geraten. Die größtenteils dem indigenen Volk der Kalaallit angehörenden Einwohner*innen des Landes setzen nun stärker auf Fisch- statt des traditionellen Robbenfangs. Auch intensiviert sich die Urbanisierung. Allein in der Hauptstadt Nuuk hat sich die Bevölkerungszahl in den letzten 40 Jahren mit fast 20.000 Einwohner*innen verdoppelt. In der einzigen Kommune des Landes, die überhaupt in Stadtteile unterteilt ist, kommen neue Quartiere hinzu und bestehende werden transformiert.

Einer dieser Stadtteile ist Entreprenørdalen, der sich vom Industriegebiet zum dichten Stadtviertel entwickelt. Bis vor einigen Jahren prägten landestypische, farbige Einfamilien- und Torfmauerhäuser das Stadtbild und die sozialen Strukturen. Jetzt kommen zunehmend auch Mehrfamilienhäuser bis hin zu Hochhäusern in den neu erschlossenen Randgebieten hinzu.

Benannt nach der Straße, in der er verortet ist, realisierte das Kopenhagener Büro Biosis den Wohnkomplex Nuukullak 10, der 45 Ein- bis Vierzimmerwohnungen sowie ein Café umfasst. Biosis ist spezialisiert auf die komplexen Anforderungen des Bauens in den extremen Klimaregionen Nordeuropas. Position und Gebäudeform trotzen den starken arktischen Nordwinden und zielen auf optimalen Tageslichteinfall während der langen, dunklen Wintermonate. Den planerischen Entscheidungen gingen intensive Studien zu Wind und Lichtsituation voraus, erklären Biosis.

Mit wenigen Felssprengungen – und damit möglichst minimalem Eingriff in die Landschaft – schufen die Architekt*innen die Grundlage, um das Bauwerk in die komplexe Geländesituation des Berghangs einzufügen, an dem es steht. Der sowohl vertikal als auch horizontal gestaffelte Baukörper folgt der Topografie und bildet eine hufeisenartige, langgezogene Form aus. Die zwei Gebäudeflügel schaffen einen engen, nach Süden offenen Innenhof, der als Spielfläche für Kinder, gemeinschaftlicher Ort der Bewohner*innen und windgeschützter Eingangsbereich dient.

Balkone an jeder Wohnung sowie große Fenster fangen das wertvolle Sonnenlicht ein. Die Fassade ist mit geschlossenen oder perforierten Platten aus Cortenstahl bekleidet. Damit soll laut Planer*innen einerseits eine robuste, gut alternde Hülle geschaffen und anderseits die Umgebung aus rauer Vegetation und Gestein farblich aufgegriffen werden. Im Kontrast zum allgegenwärtigen Schnee bringt der Neubau auch Farbe in die sich verändernde Stadtlandschaft ein. (sab)

Fotos: Emil Stach


Zum Thema:

Zur kulturellen und architektonischen Entwicklung Grönlands tragen auch ein realisiertes Besucherzentrum von Dorte Mandrup Arkitekter an der Westküste oder die aufsehenerregenden Pläne für ein Nationalmuseum von BIG in Nuuk bei.


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