Es gibt wohl kaum ein aktuelles Entwicklungsgebiet in Wien ohne Projekt von Franz&Sue. Ein Quartiershaus im Sonnwendviertel oder eine Volks- und Mittelschule in der Donaustadt gehören zu den neuesten Heimspielen des Wiener Büros. Nun durfte das Team sein erstes Wohnhochhaus realisieren. Mit 21 Stockwerken ist es im Nordbahnviertel verortet – jenes frisch wachsende Grätzl auf dem Gelände des ehemaligen Nordbahnhofs im 2. Bezirk.
Das Entwicklungsgebiet hat aufgrund des Städtebaus von StudioVlayStreeruwitz (Wien) und Agence TER (Paris) weit über Wien hinaus Bekanntheit erlangt. Unter dem Motto „Freie Mitte – vielseitiger Rand“ zeichnet sich das Quartier durch eine verdichtete Bebauung mit Hochhäusern am Rand der zentralen ehemaligen Bahnfläche aus, die dadurch als grüne, teils verwilderte „freie Mitte“ erhalten werden kann. Diese städtebauliche Lösung geht auf einen Wettbewerb im Jahr 2012 zurück. Auf dem Areal bleiben unter anderem eine alte Eisenbahnbrücke und ein denkmalgeschützter Wasserturm stehen.
Direkt gegenüber dem Wasserturm findet man das Hochhaus von Franz&Sue, dem der Investor KIBB Immobilien den Projektnamen Leywand verliehen hat. Der Name ist eine Wortschöpfung aus der benachbarten Leystraße und dem Wiener Begriff „leiwand“ – zu Hochdeutsch: großartig. Ganz leiwand ließe sich hier also wohnen – mit üppigem Grün und weitem Blick über die Stadt. Von den 196 frei finanzierten Wohnungen sind derzeit noch knapp 25 verfügbar. Die Preise für die Zwei- bis Fünfzimmer-Einheiten bewegen sich je nach Lage im Objekt, Aussicht und Größe zwischen rund 500.000 und 1,4 Millionen Euro.
Oberhalb eines zweigeschossigen Sockels dreht sich das Hochhaus von Franz&Sue mit einem leichten Knick zu beiden Seiten aus der rechteckigen Grundfläche heraus. Der polygonale Turm bildet an den geraden und schrägen Kanten gestaffelte Freisitze aus, wofür die Architekt*innen nach eigenen Angaben ein „Fassadenstrickmuster aus luftigen und leichten Balkonfronten“ schufen. Dabei hätten sie sich von „Omas Schalstricken“ inspirieren lassen.
Auf 23.600 Quadratmetern Bruttogrundfläche finden sich neben den Wohnungen auch eine großzügige Lobby, Homeoffice-Bereiche für die Bewohner*innen und ein Postraum im Erdgeschoss. Im zweiten Obergeschoss gibt es einen Gemeinschaftsraum und eine begrünte Dachterrasse. Mit Lochblech an der Fassade, vorgehängten Sonnenschutzpaneelen aus Stahl, Bodenplatten und Untersichten aus Beton, Holz-Alu-Fenstern und Absturzsicherungen aus Glas ist das Außenbild weitgehend monochrom in Weiß gehalten. Innen gesellen sich Eichenholz, Terrazzo und Sichtbeton dazu. (sab)
Fotos: Hertha Hurnaus
Zum Thema:
Direkt an das Nordbahnviertel grenzt ein weiteres Stadtentwicklungsgebiet an: das Gelände des erst kürzlich aufgelassenen Nordwestbahnhofs. Die Geschichte dieses Areals haben wir letztes Jahr im Rahmen eines Buchtipps skizziert.
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auch ein Mensch | 11.09.2024 12:24 Uhr@richtig
Normalerweise geht mir die Nörgelei hier richtig, aber so richtig auf den Sack. Vor allem, wenn alles, was von der deutschen Betonkopfnorm abweicht, niedergeschrien wird. ABER hier muss ich "richtig" richtig aber so richtig recht geben. Habe sicher 10 Minuten damit zugebracht, mich virtuell und staunend durch dunkle Flure und absurd schlechte Wohnungen zu bewegen. Ein Labyrinth des klaustrophobischen Grauens. Vielleicht es ersetzt es im Alltag das Treppensteigen und hält wenigstens fit.