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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohnhochhaus_in_Dresden_von_Leinert_Lorenz_Architekten_5090145.html

03.07.2017

Ausdruckstanz mit Schwarzbeton

Wohnhochhaus in Dresden von Leinert Lorenz Architekten


Gret Palucca war eine Tänzerin, die in den Zwanzigerjahren mit Solochoreografien wie Tanzfreude oder Im Weiten Schwung Erfolge feierte. Ihr Bewunderer László Moholy-Nagy beschrieb ihren Ausdruck wie folgt: „Palucca verdichtet den Raum, sie gliedert ihn: Der Raum dehnt sich, sinkt und schwebt – fluktuierend in allen Richtungen.“ Der Stil der Ausdruckstänzerin beeinflusste den Entwurf des Wohnhochhauses, das Leinert Lorenz Architekten (Dresden) an der nach ihr benannten Straße nun fertigstellten.

Der neun Vollgeschosse umfassende Neubau entstand im Auftrag der Fira-Firmengruppe nahe Dresdens Bürgerwiese auf dem leeren Grundstück einer im Krieg zerstörten Stadtvilla. Neben zwei nachkriegsmodernen, als Studentenwohnheim genutzten Hochhaussolitären und einer Kita verdichtet er wortwörtlich den Raum, schafft auf dem 1.293 Quadratmeter großen Grundstück 5.520 Quadratmeter BGF – die Stadt Dresden hatte hier explizit ein weiteres Hochhaus angeregt. Zwei Untergeschosse, die jeweils über eine Betonrampe erschlossen werden, bieten Stellflächen für die Mieter der insgesamt 28 Wohneinheiten. Mit mehr als einem Meter Überstand bilden sie einen breiten Sockel für das Hochparterre.
 
Die Organisation der quadratischen Obergeschosse wird durch den zentralen Erschließungskern bestimmt. Um ihn wurden je nach Stockwerk vier Dreiraumwohnungen oder zwei Dreiraumwohnungen, eine Zwei- und eine Vierraumwohnung angeordnet, die oberen Etagen sind als Maisonettwohnungen gestaltet. Das Arrangement im Kleeblatt ermöglicht zwar viele Wohntypologien und Belichtungssituationen, jedoch entstehen auch lange Korridore in mindestens einer Wohnung pro Level.

Geschossweise umlaufende Balkone strukturieren den Hochbau und bieten großzügige Außenflächen für alle Einheiten. Massive Geländer aus Betonfertigteilen mit vertikalen, immer unterschiedlichen Knicken und Falzungen sollen – sich dehnend, sinkend und schwebend – plastische, fast tänzerische Effekte erzeugen. Ihre Materialität – gesäuerter, schwarz pigmentierter Beton – wirkt dem angestrebten heiteren, leichten und humorvollen Eindruck, der Palucca so beliebt machte, allerdings deutlich entgegen. (kms)



Fotos: Jan Gutzeit, Felix Lösche, Falk Leinert


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