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24.03.2017

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Wohnhochhäuser in München von Allmann Sattler Wappner


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Ambitioniertes zeitgenössisches Bauen hat es nicht leicht in München. Das wird bereits schmerzlich klar, wenn man mit dem Zug in der bayerischen Landeshauptstadt ankommt und sich die Neubauten ansieht, die in den letzten Jahren entlang der Gleise entstanden sind. Auf den riesigen Arealen ehemaliger Gleisanlagen und Gewerbegebiete im Verlauf des zentralen Schienenstrangs regiert weitgehend das architektonische Mittelmaß. Münchnerisch gediegen, brav, ohne Freude am Experiment und ohne Mut zur großen Geste zeigen sich die meisten Bauten.

Auch die eben fertiggestellten Wohnhochhäuser am Hirschgarten von Allmann Sattler Wappner (München) können dieses grundsätzliche Manko natürlich nicht aufbrechen. Doch im Vergleich zu vielen Neubauten überzeugt das Ensemble aus zwei 15-geschossigen Türmen allemal. Dafür sorgt in erster Linie die interessante Fassade, die fast vollständig in Glas aufgelöst ist. Die Architekten arbeiteten mit einem klaren weißen Raster und großen, quadratischen Fensteröffnungen. Nach oben hin kragen mehr und mehr Felder des Rasters in Form von Erkern aus. Diese Erker erlauben spektakuläre Ausblicke aus den Wohnungen und verleihen den Türmen eine starke stadträumliche Präsenz, die der prominenten Lage – direkt an der Friedenheimer Brücke, die über das Gleisfeld führt – mehr als angemessen ist. Sie kontrastieren deutlich mit den simplen Lochfassaden der beiden flacheren, U-förmigen Bauten, die das Ensemble komplettieren und ebenfalls von Allmann Sattler Wappner stammen.

Vermarktet wird – beziehungsweise wurde, denn alle Wohnungen sind bereits verkauft – das Projekt unter dem Namen Friends. In diesem Zusammenhang ist der Aspekt des Sharings relevant, den der Investor aufgrund von Marktanalysen für sich entdeckte und der auch in der Projektbeschreibung der Architekten erwähnt wird. Beide Häuser bieten halböffentliche Räume, die von den Bewohnern gemeinsam genutzt werden und die der potentiellen Anonymität eines Wohnhochhauses entgegen wirken sollen. De facto handelt es sich dabei um offen zugängliche Dachterrassen, ein Fitness-Studio und sogenannte kitchen lounges – das sind große Wohnküchen im ersten Obergeschosses des Hauses, die man für Feste anmieten kann. Im Ansatz schlägt hier eine Haltung durch, die für engagierte Wohnungsbaugenossenschaften und alternative Wohnungsbauprojekte schon länger wichtig ist. Man kann das Ergebnis als etwas mager kritisieren, oder sich freuen, dass nun auch im kommerziellen Wohnungsbau eine gewisse Sensibilität für die Relevanz gemeinschaftlich genutzter Räume zu entstehen scheint. (gh)

Fotos: Brigida González


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

8

AHK | 27.03.2017 08:35 Uhr

Besondere Lage

Bei den Gemeinschaftseinrichtungen bin ich auch skeptisch, optisch von der Ferne sind die Gebäude aber durchaus ein Gewinn. Innen muss man sich hinter den großen Fensterelementen eher minimalistisch eingerichtet wohl fühlen - oder eben nicht.
Bezüglich der angemahnten Balkone aber noch der Hinweis, dass hier eigentlich gar kein Wohnen vorgesehen war - dann aber doch im Kerngebiet ermöglicht wurde-aber bei den Lärmschutzanforderungen an der der Ecke wären Balkone dann doch etwas schwierig geworden - und hätte ich jetzt auch nicht so wirklich passend gefunden.

7

Robert Roesch | 25.03.2017 09:37 Uhr

Wohnst du schon oder lebst du noch

Sehr leer sind sie die Wohnungen. Kann man so schlecht möblieren, weil die eine oder andere Stütze im Weg steht.
Klar ist die Fassade fotogen. Ich frage micht bei solchen Fotos immer, ob der Planer da auch wirklich an die Wohnqualität und den Bedarf der Nutzer gedacht hat.

6

Thomas | 25.03.2017 08:36 Uhr

UNort 2.0

Auf Bild 1 sieht man ja durchaus was der Kontext und das Haus selbst für einen Unort produzieren. Da bringt auch das ganze Architektengeschwaffel nichts. Wohnen will doch hier keiner. Dann doch lieber im Altbau des Glockbachviertels...

5

Max | 24.03.2017 20:58 Uhr

Draussen vorm Balkon

Sehr formale Angelegenheit und dann nicht mal die Ecke gelöst. Anfangs hin- und her gerissen, inzwischen angeekelt. Meinen Vorednern stimme ich zu in Sachen Austritt und Öffnungsflüge. Fazit: Projektentwicklermist.

4

N_V | 24.03.2017 19:00 Uhr

geteiltes Leid?

Ein hochästhetisches Gebäude, meinen Glückwunsch dazu an die Architekten. Als Kollege bin ich durchaus etwas neidisch, das diese Fassade nicht mir selbst geglückt ist.

Die Bewohner mögen ja einiges teilen, teilhaben am Leben draußen (denn dort findet es statt...) wollen und können sie leider nicht. Anders als in den übrigen Gebäuden am Hirschgarten wird ein Balkon offensichtlich gar nicht erst angeboten. Oder nicht nachgefragt? Selbst Öffnungsflügel sind geschmackvoll verknappt. So sitzen die Bewohner bei traumhaftem Wetter und wunderbarer Aussicht in ihrer Glaskabine. Das schöne Leben draußen müssen wir mit ihnen also nicht teilen. Ihnen bleibt dafür eine "kitchen lounge"... geteiltes Leid ist dort hoffentlich halbes Leid.

3

a_C | 24.03.2017 17:36 Uhr

Schönes Projekt! Aber etwas einseitig!?

Von außen überzeugt das Gebäude, trotz (oder gerade wegen) seiner zurückhaltenden Gestaltung. Da sieht man mal, dass nur ein verändertes Element - hier die Erker - schon ausreicht, um plastischere Formen und dadurch etwas mehr Spannung im Stadtraum zu erzeugen. Nicht grandios, aber gut!

Fragen bleiben dennoch: Im gezeigten Grundriss (5.OG = Regelgeschoss?) sind ausschließlich Wohnungen für 1 bis 2 Personen vorhanden. Zieht sich das durch das ganze Gebäude? Wäre ja schrecklich, wenn es hier keine Familien geben wird.

Und die PR-Phrasen der "shared zones" kann man getrost ignorieren. Nicht nur, weil es nichts Neues ist (Dachterassen, Fitness-Studio), sondern weil es auch jetzt nicht funktionieren wird. Wer hat schon Lust seinen Geburtstag in Gemeinschaftsküchen im 1.OG zu feiern, wenn er eine tolle Wohnung ein paar Stockwerke darüber hat?

2

peter | 24.03.2017 16:19 Uhr

friends

ich find's gut!
etwas schade, dass die vorsprünge nicht betretbar sind. gestalterisch ist das so sicher besser, aber als bewohner würde man vielleicht doch gern mal austreten... auch wenn ich kein genereller freund von ganzglasbrüstungen bin, wäre das hier vielleicht ein idealer anwendungsfall gewesen!

1

kommentar | 24.03.2017 15:51 Uhr

whitewashing

man könnte auch anmerken, dass es sich bei der anreicherung der wohnimmobilie aus dem "gehobenen preissegment" (investorensprech für "das können sich nur ganz, ganz wenige leisten") mit gemeinschaftlichen zusatzräumen weder um ein "mageres ergebnis" noch um eine gestiegene "sensibilität" handelt. Sondern um etwas anderes: strategisches whitewashing über eine scheinbare orientierung an ethiken des gemeinschaftlichen, die jedoch wahrscheinlich keine ernstzunehmende praxis nach sich ziehen werden. eher rotary-club statt gemeinschaftlichem wohnen. ein beispiel für die moralisierung und ethisierung des private real estate sektors zum zwecke der stärkung einer marktstrategischen position...

 
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