Farbe und Farbkontraste spielen bekanntlich eine große Rolle im Werk des Architekten Dominique Coulon. Sie sind Werkzeuge, die sein Straßburger Büro perfektioniert hat um bestimmte Atmosphären zu induzieren. Vielen seiner Bauten würde man das im Vorbeigehen nicht unbedingt ansehen. Betritt man aber den Innenraum, wird man oft von satten Farben überrascht.

Es ist dieser bestimmte Moment der visuellen Überforderung, wenn man den Innenraum betritt, der spezifisch für die von ihm kreierten Atmosphären ist. Bei seinem Seniorenheim in Orbec in der Normandie ist dieser Effekt noch durch eine Strategie der Camouflage verstärkt. Das Seniorenheim ist vom Tal zwar erkennbar, aber durch seine grüne Fassaden-Farbgestaltung in der umliegenden Wiesenlandschaft camoufliert.

Die Architekten entschieden sich für die Strategie, den visuellen Einfluss des Gebäudes verringern, einerseits um das Gebäude visuell mit der Landschaft zu verschmelzen und andererseits um den ländlichen Charakter des Ortes im Gebäude zu spiegeln. Im Innenraum wird Farbe konträr eingesetzt. Sie soll nicht verstecken, sondern markieren. Das starke Rot rahmt Blicke auf landschaftliche Elemente oder wird zur Markierung programmatischer Elemente eingesetzt, beispielsweise Gemeinschaftsbereiche. So kann die Farbe, über ihre Funktion eine bestimmte Atmosphäre zu kreieren hinaus, als Orientierungssystem für die Senioren funktionieren.

Auch formal und raumorganisatorisch bezieht sich das Gebäude auf die Landschaft. Mit seinen verschieden hohen Volumen folgt der Baukörper der abböschenden Topographie des Hanggrundstücks. Die Grundrisse der Gebäudeteile orientieren sich ausgehend vom Hang subtil in verschiedene Richtungen gen Tal. Die 115 Wohneinheiten sind alle durch eine nach Süden gegen den Hang gerichtete Straße verbunden. (df)

Fotos: Eugeni Pons

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