Vor ziemlich genau einem Jahr wurde das Collegium Academicum (CA) in Heidelberg feierlich eröffnet. Das Wohnheim für 176 Menschen in Berufsausbildung, im Studium oder der Promotion wurde von DGJ Architektur (Frankfurt am Main) gemeinsam mit Bewohner*innen entworfen. Diese enge Zusammenarbeit spiegelt sich im Gebäude wider: Durch eine flexible und modulare Bauweise können die Wohnungen eigenständig konfiguriert werden.
Das Wohnheim ist Teil der IBA Heidelberg, die 2012 bis 2022 stattfand. Die Bauherrin Collegium Academicum GmbH ist eine ehrenamtliche Projektgruppe aus „jungen Aktivist*innen“, die das Projekt initiiert, konzipiert und umgesetzt haben. Das Baugrundstück befindet sich auf einer neun Hektar großen Konversionsfläche eines ehemaligen US-Hospitals im südlichen Stadtteil Rohrbach. Nachdem in den letzten Jahren ein Großteil der Bestandsgebäude abgerissen wurde, sollen hier bis 2026 rund 600 Wohnungen entstehen, so die Stadt Heidelberg. An den Neubau grenzen aber noch zwei Altbauten an, die ebenfalls zu Wohnzwecken sowie einem Café umgebaut wurden.
Das Collegium Academicum soll auch ein Bildungs- und Kulturort werden. Daher umfasst der Gebäudekomplex neben den Wohnungen eine einstöckige Aula im Erdgeschoss, die Platz für Workshops, Seminare oder Lesungen und rund 600 Menschen bietet. Auch die begrünten Bereiche im Innenhof und auf der Dachterrasse über der Aula dienen diesen Zwecken.
Die 46 Wohneinheiten sind für jeweils drei oder vier Personen konzipiert und werden über hofseitige Laubengänge erschlossen. Im Inneren überzeugt die Flexibilität der gerasterten Struktur: Im Achsmaß von 2,85 Meter entstehen Felder von jeweils sieben Quadratmetern. Um eine Gemeinschaftsfläche mit Küche in der Mitte jeder Wohnung sind jeweils ein Bad und Individualräume angeordnet. Diese sind grundsätzlich zwei Felder, also 14 Quadratmeter groß. Durch versetzte oder zusätzliche Trennwände kann man die Individualräume jedoch verkleinern und die Gemeinschaftsbereiche vergrößern. Die dafür benötigten Trennwände sowie das Mobiliar stellen die Bewohner*innen in der hauseigenen Werkstatt selbst her. Wie die Wohnungen mit Einrichtung funktionieren, zeigen unsere Kolleg*innen von baunetz CAMPUS. Die flexiblen Grundrisse würden außerdem eine Umnutzung zu seniorengerechten oder betreutem Wohnen ermöglichen, so DGJ.
Konstruiert wurde das Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von rund 5.600 Quadratmetern als Holzskelettbau mit aussteifenden Wandscheiben der Sanitärkerne, Trennwänden zwischen den Wohneinheiten sowie Außenwände. Dabei kommt die Primärkonstruktion ohne metallische Verbindungsmittel aus und wird lediglich von form- und kraftschlüssigen Zimmermannsverbindungen zusammengehalten. Die Laubengänge sowie die Treppen bestehen aus Stahlbeton. Durch Bauweise und Anlagentechnik, wie beispielsweise einer Solaranlage auf der gesamten Dachfläche des 4. Obergeschosses, konnte der KfW-Effizienzhaus 40 Plus-Standard erreicht werden.
Die Baukosten der Kostengruppen 100-700 belaufen sich auf rund 21,3 Millionen Euro (brutto), wobei rund 15 Millionen auf die KG 300 und 400 entfallen. Das Projekt ist Teil der Förderung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung BBSR im Programm „Variowohnungen“ und des Förderprogramms „Holz Innovativ“ des Ministeriums für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, das aus Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und Landesmitteln finanziert wird. (gk)
Fotos: Thilo Ross
Zum Thema:
Das Collegium Academicum wurde mittlerweile mehrfach ausgezeichnet und erhielt unter anderem einen Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg 2024 und einen Deutschen Bauherrenpreis 2024.
Die Pläne für das Projekt stellten wir bereits 2020 in der Baunetzwoche#569 vor.
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OMG | 17.07.2024 21:35 Uhr!!!
Knapp 4.000 € / m² BGF für so eine Kommunalka ? Was sollen die Gitter vor den Fenstern ? Studieren da nur Juristen ? Hier fehlt nicht nur eine der Anforderungen Vitruvs, Firmitas, Utilitas, Venustas ....