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21.04.2020

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Münsteraner Himbeer-Pop

Wohnhausumbau von Kresings


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In Münster sind Gebäudefassaden entweder aus Sandstein oder aus rotem Klinker – wenn nicht wie bei den barocken Kirchen und Palais von Johann Conrad Schlaun beide Baustoffe zur sogenannten „Westfälischen Sinfonie“ kombiniert werden. Auch jüngere Projekte zeigen, dass man sich nach wie vor an die Formel „Klinker oder Sandstein“ hält: etwa beim Verwaltungsbau von behet bondzio lin architekten oder dem Landesmuseum von Staab Architekten.

Wenn nun ein Wohnhaus im zentralen Hansaviertel mit Metall verkleidet und zudem in ein poppiges Himbeerrot getaucht wird, dann ist das Ergebnis ein veritabler Exot. Das war auch die Absicht des ortsansässigen Büros Kresings, die ein bestehendes Mehrfamilienhaus aus den 1950er Jahren nach heutigen Nutzungs- sowie Energiestandards umgebaut und dabei eben jenes Rot augenfällig zum Einsatz gebracht haben. „Etwas Farbe“ könne „das Viertel sehr gut vertragen“, heißt es dazu betont nüchtern in der Pressemitteilung des Projekts. Dessen Bauherren – der Architekt Kilian, der mit seinem Vater das Büro Kresings leitet, und sein Bruder, der Kaufman Konstantin Kresing, – sind selbst Münsteraner und gut mit dem Viertel bekannt.

Die knallige Farbe der Metallpaneele ist Teil und Ausdruck einer Reihe klarer Maßnahmen, mit denen die Architekt*innen den Bestand neu denken wollten. Dazu gehören große bodentiefe Fenster anstelle alter Standardgrößen, ein eigenes Fassadentragwerk aus Holz, mineralische Dämmstoffe, effiziente Wohnungsgrundrisse und mehr gemeinschaftliche Nutzungen. 15 Wohneinheiten entstanden auf einer Gesamtfläche von 450 Quadratmetern. Dafür senkten Kresings den Halbkeller um 60 Zentimeter ab, bauten das Spitzdach aus und integrierten die bestehenden Balkone in den Wohnraum, in dem sie die neue Hülle vorbauten. Die Wohneinheiten sind meist ohne Flur, dafür alle mit einem französischen Fenster ausgestattet. Ein Kunstgriff, der den Wegfall der Balkone kompensieren soll.

Städtebaulich ist das Wohnhaus weiterhin gut in die Struktur des Viertels eingebettet. Kresings folgten mit ihrer Sanierung allen Höhen und Referenzpunkten der Umgebung. Insbesondere die markante Traufe der Nachbargebäude haben die Architekt*innen detailliert nachempfunden – nur eben nicht mit rostrotem Klinker, sondern mit himbeerrot beschichtetem Metall. (sj)

Fotos: Roman Mensing


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

17

tutnichtszurSache | 06.05.2020 10:43 Uhr

kein Mehrwert

Die Kommentare von "jo ro", "nina", "2004221144" und "Tim" fassen alles schon sehr gut zusammen !

Bleint nur noch die Frage: Warum ist die BauNetz Redaktion nicht in der Lage auch solche kritischen Seiten eines Projekts zu beleuchten??

16

Tim | 02.05.2020 14:58 Uhr

provokante Farbgebung = gute Architektur

Man stelle sich das Gebäude einmal in einen bei Architekten so beliebten "grau" vor. Provokante Farbgebungen von Eigentümern und Bauherren, waren hingegen bei Architekten immer schon "sehr beliebt".

Sicherlich ist eine gute Farbgestaltung ein elementarer Bestandteil von "guter Architektur" – es ist aber auch das subjektivste Kriterium überhaupt. Gibt es da noch weitere Argumente als "tolle Farbe" und dass studentisches Wohnen generell gut ist?

Falls es zu manchen Kollegen aus der Provinz noch nicht durchgedrungen ist – in wachsenden Studentenstädten, ist die Rendite für Investoren bei Apartments enorm! Momentan schießen diese wie Pilze aus dem Boden und über 500 € kalt für 20qm, ist da eher die Regel und nicht die Ausnahme.

Die Bonbonfarbe versüßt, dahingehend sicherlich den Lebensunterhalt eines jeden Studenten.

Lebendige Studentenviertel entstehen anders. Unsaniert hätten hier Studenten in WG´s sicherlich die Hälfte an Miete gezahlt (mit vielleicht etwas mehr Nebenkosten) – ein paar Eimer Farbe in "Himbeerrot" wären da allemal drin gewesen.

15

Ich | 23.04.2020 19:53 Uhr

Super Projekt!

Ich finde das Projekt super! Endlich etwas anderes! Auch wurde effizienter Wohnraum für Singles geschaffen! Weiterso!

14

Tine Wittler | 23.04.2020 14:06 Uhr

RAL

@ Mainzer

Sie erwarten zu viel von unserer Zunft (und unseren Bauherrn), die allgmeine Farblehre und Entscheidung dazu hat schon manchen mir Bekannten das Semester gekostet... Der reduzierte RAL-Farbfächer kann da Schützenhilfe leisten...

...und außerdem sollten wir der Farbchemie wieder mehr auf die Spünge helfen, die habens halt auch echt schwer in diesen Zeiten - Regenbogenfarbenfassaden schaffen Arbeitsplätze!

...was mich wundert: hier wurde noch gar nicht das Lokdepot von RobertNEUN in Berlin zitiert. Gut so, denn der Vergeich wäre hier auch absolut verfehlt...

13

Mainzer | 23.04.2020 09:34 Uhr

ich seh Rot

gottlob ist diese (singuläre) Bauauffassung noch nicht über die ganze Stadt verteilt ... guter Städtebau ist immer ein Gesamtkunstwerk! Und wird heutzutage leider nur noch von Wenigen wirklich mit Können und Expertise begleitet ... bitte die Nachbarhäuser noch quietschgelb oder purpurrosa hinzu!

12

peter | 22.04.2020 14:26 Uhr

verständliche kommentare

die unten stehenden kritischen kommentare halte ich für plausibel und nachvollziehbar.
vielleicht aber dies nochmal zur architektur - auf der entwurflichen ebene ist das projekt an vielen stellen nicht besonders stark - mussten die über das dach geführte brandwand und der klobige dachüberstand wirklich sein? auch die pulverbeschichtete blechfassade ist inkl. ihres farbtons in vielerlei hinsicht kontrovers zu sehen. um eine wirklich nachhaltige sanierung handelt es sich vermutlich nicht.

11

solong | 22.04.2020 13:55 Uhr

... fuck michelmässigkeit ...

... jetzt ist es mal nichts in wdvs geworden ... und schon schreit die ... michelmässigkeit ... sieht doch ganz "erfrischend" im kontext aus ... und nur aufgrund der farbgebung auf "fuck the context" zu schliessen ... mein gott wie simple sind die "sozialmediaabhängigen" gestrickt ... und nicht mal in der lage richtige quellen anzugeben ... nicht aldo und auch nicht oswald mathias hätten sich je so artikuliert ... "fuck context" ... oder richtig "fuck the context" kann in aller konsequenz nur von einem stammen ... rem koolhaas

10

2004221144 | 22.04.2020 11:45 Uhr

Kreuzberg

Dieses Haus ist eine Zumutung... Der ehemalige, kleine Pizzaladen im Erdgeschoss war mir wesentlich lieber und weitaus passender für dieses Viertel. in Kreuzberg hätte es für dieses Projekt Farbbeutel geregnet.
Ich kann mich dem Beitrag von "jo ro" uneingeschränkt anschließen. Kresings sind in Münster tatsächlich vor allem dafür bekannt, dem Berufsstand nicht nur durch Profitgier zu schaden. Auch studentische Mitarbeiter lassen sich eher mit "wir trinken auch ganz oft Bier auf der Dachterrasse" anlocken, als mit angemessener Bezahlung oder wenigstens sozialverträglichen Projekten.
Ich werde das Gefühl nicht los, dass sich Kresings selbst mit diesem Projekt eigentlich nur die Aussicht von eben jener Terrasse verschönern wollte..
Mein Tag ist jedenfalls dahin.

9

Architektur-Interessierter | 22.04.2020 11:24 Uhr

Wo geht

Bild 12 verstehe ich nicht. Wie komme ich denn in die Wohnung unten links herein?

[Anmerkung der Redaktion: Es handelt sich um das Erdgeschoss, die richtige Reihenfolge der Pläne ist dann demnächst online.]

8

Archit Tekt | 22.04.2020 09:39 Uhr

Wohnhaus?

Über die Farbe will ich nichts sagen - mag Geschmackssache sein, meiner ist's nicht.
Metallfassade bis auf Straßenniveau? Na, da schauen wir doch mal in 2-3 Jahren vorbei, wie es dann ausschaut - hätte ich nicht gemacht und das ist aus meiner Sicht eben keine saubere Arbeit. Wir Architekten sollten nicht allein für's "schicke Foto" nach der Fertigstellung arbeiten, sondern für dauerhaft gut nutzbare Gebäude mit keiner unnötigen Instandhaltung.
SCHLIMM: solch üble Wohnungsgrundrisse habe ich wirklich selten gesehen, zumindest nicht im Kontext "Wohnhaus". Als Studentenwohnheim, Boarding-House mag das sein, aber zum dauerhaften Wohnen?? Bitte nicht!

7

Nina | 21.04.2020 21:32 Uhr

Neoliberale Effizienz

Die unten genannte Architekturdenkform zeigt sich auch in der effiziente Nutzung des CAD Programms. Schlimme Bibliothekselemente, falsche Treppendarstellung...und der Praktikant durfte noch nicht einmal die Nachbarbebauung durchzeichnen. FUCK CONTEXT sagte Rossi oder war es Ungers? Augenrollen, auch dafür das über derart Inhalte berichtet und ich dass auch noch kommentieren muss.

6

jo ro | 21.04.2020 20:00 Uhr

grausam

Mich stören viele Dinge an diesem Beitrag.

1. Kresings Architekten sind tatsächlich gut mit dem Viertel bekannt. Und Zwar als profitgieriges Büro. Mit einigen Projekten hier in Münster (Beispiel Metropolis Hochaus) hat dieses Büro einen erheblichen Schaden am "Image" der Architekten als Investorenhöriger Berufstand geschaffen.

2. Das Gebäude ist tatsächlich nach "heutigen Nutzungsstandards" umgebaut worden. Und zwar Profit. Wohn- und Aufenthaltsräume im "Halbkeller"... Wohnfläche * Euro = Profite... Und davon bitte viel!

3. Das "mehr [an] gemeinschaftlichen Nutzungen" findet sich leider nicht in den Grundrissen.... stattdessen sind 15 Wohneinheiten in ein Bestandsgebäude gequetscht worden.... Jaja, Mikroappartments sind nachgefragt.... Der neoliberalen Logik folgenden schon. Aber wirklich gemeinschaftliche Nutzungen sehen anders aus....

Ob Himbeerbonbon oder Münsteraner Sinfonie spielen dabei keine Rolle, es wäre alles unschön. Einzig aus dem Grund, dass es ein alleinherrschender Architekt gottgleich kreierte. Hier stehen nicht die dort Wohnenden im Mittelpunkt, sondern einzig der Profit eines Einzelnen.
Somit kann und wird eine solche Architektur niemals Entzücken oder Zustimmung erfahren...

Und auf die Fragen in ein paar Jahrzehnten: Haben wir nichts davon gewusst.

5

Peck | 21.04.2020 18:04 Uhr

Bonbondose

Nur eine Abweichung vom Kanon des Kontextes hätte vollkommen genügt, so etwa die Metall- statt der Klinkerfassaden. Warum musste der Bogen derartig kreischend Überspannt werden? Das altbekannte Vorurteil, die Architekten wollten sich ein Denkmal setzen, findet hier wieder einmal traurige Bestätigung.Vermutlich sind die Fassadenpaneele wie üblich pulverbeschichtet, so dass sie nicht ohne Aufwand umlackiert werden können, wenn in ein paar Jahren kein Mensch die grelle Bonbondose mehr sehen kann. Nachhaltigkeit geht anders.

4

Stephan | 21.04.2020 17:40 Uhr

Grandios!

Liebe Kresings,

das Haus ist wirklich gut umgebaut und der Mut zur farbenfrohen Architektur tut der Stadt überaus gut - freue mich schon es im Original zu sehen!
Ebenso Details und Grundrisse: sehr passende in der Stadt der Studenten...

Voll getroffen!

3

Ulrike Bergmann Dipl.-Ing. | 21.04.2020 16:54 Uhr

Himbeer plop

Tja, liebe Kollegen,
ihr habt lange keine Himbeeren gesehen. Schade auch.
Die Farbe ist eine Zumutung. Und natürlich Single-Käfige. Wo bleiben die familiengerechten Wohnungen.
Hoffentlich lernt ihr noch.
Ulrike Bergmann Dipl.-Ing.

2

Chuck_79 | 21.04.2020 16:42 Uhr

Toll!

Also ich finde es spitze gemacht.

Toll wie die Fassade auf den Bestand reagiert. Die Farbe ist ein Knallbonbon, aber irgendwie passt sie doch zu den spröden und natürlichen Klinkertönen der Nachbarn.
Dazu werden sich bestimmt viele Kleingeister den Mund verreissen, ich finde es Klasse!
Die Details und Grundrisse auch sauber gelöst- Chapeau an die Architekten.

1

auch ein | 21.04.2020 16:16 Uhr

architekt

"gut mit dem Viertel bekannt" und offensichtlich auch mit dem Baubürgermeister...

Das ist ja schrecklich! Wenn man sich schon innen mit dieser Farbe quälen muss kann man doch gerne die Nachbarn verschonen!

Und Rot ist eben nicht Rot...schon gar nicht Ziegelrot

Voll daneben!

 
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