Mit einem geschickten Eingriff in bestehende Baustrukturen werteten Graux & Baeyens Architecten (Gent) ein Wohnhaus im ländlich geprägten Roosdaal westlich von Brüssel auf. Der Umbau umfasst im Wesentlichen einen neu überdachten Freiplatz zwischen dem Haupthaus und einem angrenzenden Schuppen, sowie die Transformation einer Erweiterung aus den 1990er Jahren. Angegliedert ist diese an ein historisches Wohnhaus von 1920, das im Lauf der Zeit Stück um Stück ergänzt wurde. Da den neuen Besitzer*innen die jüngste Intervention nicht gefiel, beauftragten sie das Genter Büro. Dieses bewies in seiner Heimat Belgien mit Projekten in De Haan, Deinze, Gent oder Brakel bereits mehrfach das richtige Gespür.
Die Form der neuen Terrasse im Roosdaaler Projekt ergibt sich aus dem diagonalen Ausschnitt eines Teils des Geräte- und Fahrradschuppens im Südwesten, wodurch ein rechtwinkliges Trapez entsteht. Aufgrund der nach Norden erweiterten Boden- und Dachfläche ergibt sich ein dreieckiger Grundriss für die Terrasse und eine Verbindung der neuen Struktur mit dem ältesten Bestandsbau auf dem Gelände. Zudem subtrahierten die Architekt*innen im Süden eine Ecke aus der bestehenden Wohnhauserweiterung und konfigurierten die Fassadenausrichtung neu. Die existierende, gebäudehohe Glasfront wurde dabei erneuert. Sie reicht nun weit über Eck und umfließt den Wohnraum.
Ein Betonblock in der Diagonalen wird zur Sitzfläche nach außen beziehungsweise zu einer niedrigen Fensterbank innen, was den Eindruck eines fließenden Übergangs verstärkt. Die Terrasse selbst öffnet sich nun in Richtung des Gartens mit seinem neu angelegten Pool sowie zur weitläufigen Landschaft, während sie sich Richtung Nordosten, zur Straßenseite hin, verjüngt. Bei Bedarf lässt sie sich über ein Schiebetor komplett abschirmen. Das Sträßchen, von dem sich die Terrasse abwendet, ist jedoch wenig befahren und dient lediglich der Erschließung des isolierten Grundstücks.
Die gestaffelten Satteldachstrukturen stehen im rechten Winkel zueinander und weisen je nach Ausrichtung unterschiedliche Deckfarben auf. Vereinzelt gesetzte Glasziegel erhöhen den Lichteinfall auf den Freiplatz. Ein beidseitig öffnendes Holzschiebetor zum Schuppen sowie das Tor zum Vorplatz nehmen Bezug zur ländlichen Architektur. Die verwendeten Materialien von Stein und Ziegeln über Kiefernholz bis hin zu Beton, Stahl und Glas ergeben aber insgesamt ein rundum zeitgenössiches Zusammenspiel. (sab)
Fotos: Dennis De Smet
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STPH | 05.03.2022 08:31 Uhr...
Ein Crash von aus zwei Richtungen herbeigeführten Hausgiebeln ist immer interessant und ausgiebig architektonisch diskustierbar, zu dekonstruieren und aufzusplittern zu einer Raumskulptur, bis in den letzten Sparren.
Sehr schön