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10.08.2015

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Anbau an Barock

Wohnhausumbau in Oppenheim


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Von außen betrachtet steht hier zunächst ein schlichter Neubau neben einem barocken Wohnhaus, im Inneren denkt man an Pfefferminzbonbons. Der Frankfurter Architekt Dirk Miguel Schluppkotten hat in der Stadt Oppenheim ein denkmalgeschütztes barockes Gartenhaus umgebaut und erweitert.

Der Bestand hat Geschichte. Ursprünglich als Gartenhaus des kurpfälzischen Landschreibers vor den Mauern der Stadt errichtet, wurde der Bau erst Anfang des 20. Jahrhundert von der Siedlungsentwicklung eingeholt. „Dieses barocke Kleinod hat im Lauf der Zeit eine ganze Reihe unterschiedlicher Nutzungen und umfangreiche bauliche Veränderungen erfahren“, erzählt der Architekt. „Ausgehend von der punktsymmetrischen Anlage des Ursprungsbaus aus der Zeit nach 1772 überführt eine erste Erweiterung zu Wohnzwecken das Gebäude um 1920 elegant in eine axialsymmetrische Komposition. Nach dem zweiten Weltkrieg aber erfolgt eine weitaus weniger subtile Umnutzung des Anwesens zur Küferei“.

Dieser nachträglich errichtete direkte Anbau von Sanitärräumen, Küche und Eingang auf der Nordseite negiere die Grundstruktur des Bestands völlig und störe dessen Lesbarkeit, meint der Architekt. Außerdem haben weitere Umnutzungen und fehlende Instandhaltung das Gebäude in den folgenden Jahrzehnten mehr und mehr verfallen lassen, so Schluppkotten. Seine Bauherren wollten deshalb einerseits den barocken Gebäudeteil bei gleichzeitiger Nutzung der gesamten Anlage zu Wohnzwecken wiederherstellen, andererseits die Anbauten aus den 1950er Jahren rückbauen. Die Denkmalpflege unterstütze das Vorhaben.

Durch eine sogenannte „Verschlankung des grenzständigen Volumens“ hat Schluppkotten den Erweiterungsbau überformt und vereinheitlicht – es sollte „ein neutraler Hintergrund für den Protagonisten“ werden. Raumfolgen, Material und Details bestimmen das Innere, die pastellige Farbpalette passt sich unaufgeregt an die Fassade des barocken „Schlösschens“ an. Durch gezielt platzierte Öffnungen setzt der Architekt Altbau, Garten sowie die gegenüberliegende, unter Ensembleschutz stehende Häuserreihe in Szene.

Für seinen Umbau wurde Dirk Miguel Schluppkotten mit einer Anerkennung beim BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2015 ausgezeichnet.

Fotos: Stefan Müller



Zum Thema:

www.bda-rheinland-pfalz.de


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

12

alexander | 17.08.2015 21:32 Uhr

anbau?

aus meiner sicht ist das problem, dass der anbau -auf den fotos- viel größer erscheint, und tatsächlich wohl auch größer ist, als der barocke bestand.
mit so einem so großen bauvolumen umzugehen, ohne den bestand zu erschlagen ist sicherlich nicht einfach.
der respekt vor dem altbau war wohl zu groß...schade!

11

E.Anderson | 14.08.2015 15:38 Uhr

Ups

Hier hatte wohl jemand Angst eigene Akzente zu setzen? Ein bischen sehr wenig an Gestaltung oder?
Ein wenig zu viel Reduktion?
Ich schließe mich "Akki" an. Manchmal ist weniger nicht mehr sondern eben nichts.
Man kann es lange drehen und verakademisieren. Aus meiner Sicht ist der Kaiser nackt.

10

Akki | 12.08.2015 12:07 Uhr

barock

Reduktion bis zur Unkenntlichkeit und Tristesse,
wem`s gefällt, bitteschön.
Nur manchmal ist weniger eben gar nicht mehr, sondern einfach nur weniger.
Die flächenbündigen Fenster in der grauen Wärmedämmverbundverfassade sehen einfach nur billig aus. Selbst das barocke Gebäude ist -zumindest äusserlich- einer Misgestaltung hinsichtlich der überarbeiteten Farben und Flächen zum Opfer gefallen. Natürlich kennen wir die üblichen Arch-Argumente bis zum abwinken hinsichtlich Reduktion, Respekt vor dem Bestand, "unaufgeregtes" Einfügen, blablabla...

Schön wäre doch in so einem Fall eine Erweiterung im eigentlichen Wortsinne, im Sinne einer stimmigen Gesamtanlage. Respekt ist für mich, eine Gestaltung fortzuführen, meinetwegen mit leichten modernen Anklängen.
Dieses hier ist jedoch ein mislungener Versuch moderne Architektur zu zeigen. Das hätte jeder xy-Bauträger auch nicht wesentlich schlimmer gemacht.
Mag sein, dass dies hier "zeitgemäss" ist und unsere heutige Kultur ausdrückt, nur, insbesondere im Angesicht der barocken Nachbarschaft, welche Kultur ist uns da noch geblieben ???
In Holland und Italien geht man inzwischen wesentlich lockerer mit solchen Themen um...

9

der Kenner | 11.08.2015 21:56 Uhr

Setzen, 1

einfach großartig

8

Herbert | 11.08.2015 15:48 Uhr

@staubmeier

OMU lässt grüßen.
Gut erkannt!
https://www.pinterest.com/pin/422423640023138638/

7

wehnerbau | 11.08.2015 12:49 Uhr

trivialer Anbau

Dem Anbau kann ich nichts abgewinnen. Die typische heutige Tristess.
Man kann vielleicht philosophieren, ob das mit Absicht so gemacht wurde, um dem Barock die Wirkung zu überlassen.
Aber das dürfte wohl ziemlich an den Haaren herbeigezogen sein.
Ich schätze, es ist mal wieder so - wie so häufig.
Wir Architekten können es einfach nicht mehr besser. Traurig aber wohl wahr.
Diese Armut wird dann verklärt durch Sätze wie: "Es ist daher ein sehr gelungenes Beispiel für den Umgang mit einem Bestandskontext - weder Kopieren, noch Anbiederen noch auf Konflikt gehen. " So kann man das auch schönreden.
Für mich ist der Anbau ein Bruch hin zur Banalität.

6

der dude | 10.08.2015 17:30 Uhr

klasse

Also ich finde den Umbau klasse. Eine banale Kiste nun wirklich nicht. Die Details des Neubaus zeugen von einer ganz starken Durcharbeitung. Alles andere als "Nullachtfuffzehn". Schade dass das Geld für die Aussenanlagen nicht mehr gereicht hat. Dies wäre auch für die Bilder ganz schön gewesen. Aber das kommt bestimmt noch.

MfG,
der dude

5

Mario Mertens | 10.08.2015 16:51 Uhr

Anbau

Das liegt dann wohl am immer geforderten ''Respekt gegenüber dem Bestand'' oder an der gelobten ''Unaufdringlichkeit''

4

Arkitekt | 10.08.2015 16:50 Uhr

von Grund auf gelungen!

Dieser Anbau ist in meinen Augen weder banal in Form noch in Ausgestaltung:
In Volumen, Fassadenproportionen und Fenstereinteilung reagiert er respektvoll auf die bestehende Situation. Im Innern ist der Anbau als Gegenentwurf zum Barock gestaltet: Keine sichtbaren Fenstereinfassungen, keine Sockelleisten, keine gegipste Decke. Und gerade dadurch wird der sonst so zurückhaltende Anbau zu einem Stück eigenständiger Architektur.
Es ist daher ein sehr gelungenes Beispiel für den Umgang mit einem Bestandskontext - weder Kopieren, noch Anbiederen noch auf Konflikt gehen. Die Bilder machen Freude ...

3

gerard | 10.08.2015 16:31 Uhr

setzen, 6

investorenarchitektur?

2

staubmeier | 10.08.2015 16:22 Uhr

haus ohne eigenschaften ..


... in grau als anbau.

schon seltsam.

fällt denn keinem mehr was anständiges eigenes ein,

vor lauter angst, nicht perfekt zu sein.

selbst das barocke sieht aus wie eingefrohren.

1

Architektenkollege | 10.08.2015 15:39 Uhr

Gründlich misslungen!

Der Anbau erscheint mir gründlich misslungen. Eine reiche Form- und Gestaltungssprache des Barock und eine banale Kastenform ohne Gestaltungswillen mit noch banalerer glatter Fassade für den neuen Anbau.
Wenn man beide Bauten sieht, kann man gut verstehen, warum sich die Menschen heute für den Barock entscheiden. Denn an dem Anbau ist nichts, woran sich das Auge festhalten könnte.

 
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