Weniger ist mehr und möglichst einfache Baumaterialien sind die besten – dieser Devise des in Palma de Mallorca ansässigen Büros Feina (früher SMS Arquitectos) folgt auch das jüngst für einen privaten Auftraggeber in Palma realisierte Projekt: Das Plywood House besteht, wie der Name schon sagt, zu großen Teilen aus Sperrholz. Weitere Zutaten: Stein sowie verschiedenfarbige Boden- und Wandfließen, hergestellt aus Beton und Terrakotta von traditionellen Handwerksbetrieben auf der Insel.
Ausgangspunkt war ein eingeschossiges Wohnhaus in einer ruhigen Straße, das um ein zweites Stockwerk erweitert werden sollte. SMS Arquitectos ließen den Altbau bis auf die tragenden Wände zurückbauen, wobei der straßenseitig gelegene Teil um eine Etage aufgestockt und der gartenseitige Abschnitt komplett erneuert wurde. In diesen gemauerten Rahmen setzten sie einen leichten Aufbau aus Holz, um die Basis des Bestandsbaus nicht zu stark zu belasten.
Die Architekten nutzen die Bauaufgabe einerseits für eine Erkundungsreise in die Welt der Fertigung von Holzbauteilen mittels CNC-Fräse, andererseits aber auch für einen Ausflug in die mallorquinische Bau- und Handwerkstradition. Sie entwickelten ein einfaches Produktionssystem, das nun auch bei künftigen Projekten und Gebäuden zum Einsatz kommen kann. Die Holzkonstruktion wurde als autonome Struktur vorfabriziert und an Ort und Stelle zusammengesetzt. Basismaterial waren Pappelholzbretter im Standardmaß von 244 mal 122 Zentimeter, die mithilfe der CNC-Maschine präzise zugeschnitten wurden.
Hinsichtlich des Raumprogramms definierten SMS Arquitectos verschiedene „atmosphärische Zonen“, wie sie es in ihrem Projektbeschrieb formulieren. Einige Räume sind hell, andere nur gedämpft belichtet, einige bieten Kühle im Sommer, andere lassen sich im Winter besser beheizen. So variiert ihre Nutzung und Frequentierung in Abhängigkeit von den Jahreszeiten und Bedürfnissen. Nur Küche und Bad sind fest installiert.
Die Baumaterialien selbst blieben unbehandelt und zeigen ihre originalen, rohen Oberflächen. Sie verweisen dabei auch auf historische, Palmas Altstadt prägende Muster und Arabesken. Insbesondere die offenen Decken im Inneren des Hauses offenbaren die geometrische Struktur des Holzgefüges, dessen abstrakte Ornamentik in Kombination mit den unterschiedlich gefließten Böden den Räumen eine fast schon palazzoartige Anmutung gibt. (da)
Fotos: Luis Diaz Diaz
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Annabelle | 11.10.2018 16:05 UhrWeniger ist mehr???
Wenn dieses Haus dem Motto "weniger ist mehr" folgt, möchte ich nicht wissen, wie es aussieht, wenn die Architekten in die Vollen gehen...