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12.07.2021
Anbauen statt Umziehen
Wohnhauserweiterung in London von Michael Collins
Der Wohnraum in London ist hart umkämpft. Deshalb heißt die Devise schon seit vielen Jahren: „Don’t move, improve!“ Das greift inzwischen auch der gleichnamige Wettbewerb der Organisation „New London Architecture“ (NLA) auf, der jedes Jahr kreative Um- und Erweiterungsbauten wie von Office S&M und Bureau de Change würdigt. Denn besonders in London, wo schmale viktorianische Reihenhäuser dicht an dicht stehen, sind unkonventionelle Ideen gefragt. Dass sich ein solch beengter, dunkler Bestandsbau in eine helle Architektur mit großzügigen Räumen verwandeln lässt, zeigt nun der Umbau mit dem Namen The Jewellery Box. Für die Sanierung und den Erweiterungsbau zeichnet das Londoner Büro Michael Collins Architect verantwortlich.
Das Gebäude befindet sich in einer typisch englischen Reihenhaussiedlung mit Blick auf einen Bahndamm. Straßenseitig fügen sich die Backsteinfassaden der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbauten Siedlung unauffällig in das Londoner Straßenbild ein. Auf der Rückseite hingegen sind die Siedlungen oft geprägt von uneinheitlichen Erweiterungsbauten, die über die Jahre hinweg durch die Bewohner*innen ergänzt wurden. Von dieser eklektischen DIY-Bauweise ließen sich die Architekt*innen inspirieren und fügten dem Bestandsbau mehrere schwarze Volumina hinzu, die sie wie Fremdkörper an die Backsteinfassade andockten. Entstanden sind durch den Anbau eine große Küche mit Essbereich im Erdgeschoss sowie ein Badezimmer mit Ankleideraum im Obergeschoss. Zusätzlich wurden auf der neuen Dachfläche eine Terrasse und ein kleiner Dachgarten geschaffen.
Für ihren Entwurf nutzten Michael Collins Architect das Schmuckkästchen als Metapher: eine kleine und einfache Box, die, wenn man sie öffnet, im Inneren einen Schatz bereithält – in diesem Fall eine Abfolge von hellen, abwechslungsreichen Räumen. Mithilfe der Farbgebung und Materialauswahl unterstreichen sie das Schmuckkästchen-Thema abermals: Von außen hüllt sich das Kästchen in ein geheimnisvolles Schwarz, während innen warme Farbtöne vorherrschen. Goldene Wände sollen das Sujet augenzwinkernd auf die Spitze treiben.
Bei der Sanierung wurde laut Architekt*innen Wert darauf gelegt, dass der Charakter des Bestandsbaus – zumindest im vorderen Bereich des Hauses – bewahrt wird. Das Platzproblem lösten sie unter anderem mit einem abgesenkten Sockel, in dem die Kücheneinrichtung untergebracht wurde. Und auch die Nachbar*innen freut‘s: Dank der geringen Höhe bereiten die Volumina weniger Probleme bei der Verschattung der angrenzenden Grundstücke. (dsm)
Fotos: Michael Collins, Jacob Milligan, Herne Hill
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