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10.08.2021

Aufgestockt und angebaut

Wohnhauserweiterung in Fribourg von Aviolat Chaperon Escobar Architectes


Über den Bau von Einfamilienhäusern wird zunehmend kontrovers debattiert. In urbanen Gebieten, wo Baufläche immer teurer und knapper wird, machen Mehrfamilienhaustypologien sowohl aus Kriterien der Wirtschaftlichkeit als auch der Nachhaltigkeit Sinn. Einen solchen Gegenentwurf zum Einfamilienhaus, der zugleich vorhandenen Bestand nutzt und weiterentwickelt, haben die im schweizerischen Fribourg ansässigen Aviolat Chaperon Escobar Architectes konzipiert. Gemeinsam mit einer befreundeten Familie kauften Büropartner Sébastien Chaperon und seine Frau vor Ort ein 828 Quadratmeter großes Grundstück inklusive des Haus Ritter aus den 1930er Jahren. Dieses erweiterte das Büro sowohl in der Breite als auch in der Höhe zu einem Wohngebäude mit vier großzügigen Stadtwohnungen. Das Projekt mit dem Titel RitterUn wurde vor Kurzem mit dem Schweizer Arc-Award in der Kategorie „Wohnbauten: Mehrfamilienhäuser und Überbauungen“ ausgezeichnet.

Ziel der Architekt*innen war es, Wohnungen zu schaffen, die über die Qualität eines Einfamilienhauses verfügen. Dafür bot sich das Grundstück nicht nur wegen seiner schönen Lage an einem kleinen Wäldchen an, sondern auch, weil es in einem Stadtgebiet liegt, in dem nach geltender Bauvorschrift und bei Erhaltung des Bestands eine konsequente Verdichtung zugelassen ist. Neben Umbau und Sanierung verlängerten die Architekt*innen den ganz in Weiß gehaltenen Baukörper nach Süden und setzten zwei neue Geschosse sowie eine Dachterrasse auf. Der fertige Bau verfügt über ein Gebäudevolumen von 2.655 Kubikmetern und orientiert sich an der ursprünglichen Typologie, wenn auch mit einer abstrakteren Formensprache, die aus der Überlagerung mehrerer vertikaler Quader entsteht. Aus statischen Gründen wurden die An- und Aufbauten in Holzbauweise realisiert.
 
Jeder der vier Wohnungen ist eine eigene Etage zugewiesen. Das Untergeschoss beherbergt Gemeinschaftsflächen und eine Werkstatt. In Bezug auf die Grundrisstypologie orientierten sich die Architekt*innen an den Stadthäusern des nahegelegenen Boulevard de Pérolles und wählten eine clusterartige Raumabfolge fast quadratischer Räume. So wurden zum einen Korridore vermieden, zum anderen entstand ein neutraler Grundriss, der es ermöglicht, alle Zimmer nutzungsunabhängig zu bewohnen. Neue Einbauten wie bodentiefe Kreuzsprossenfenster und sich in ihren Dimensionen an den Fenstern orientierende Doppeltüren wurden einheitlich in allen Etagen umgesetzt. Stuck und Putz, geöltes Eichenparkett im Fischgrätmuster und mineralische Bodenfliesen in den Bädern bestimmen die Materialität im Inneren. Die Baukosten betrugen 2,4 Millionen Franken, also circa 2,2 Millionen Euro.

Text: Ida Rewicki
Fotos: Eik Frenzel 


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