Weil der Sechsgeschosser aus den 1960er Jahren an der Rue de Lausanne in Genf noch längst nicht ausgelastet war, hat er jetzt drei Etagen mehr auf dem Buckel, noch dazu aus Beton. Damit trägt er nun 50 zusätzliche Wohnungen mit Seeblick. Geplant wurde die Aufstockung im Auftrag eines privaten Bauherren vom ortsansässigen Büro
Lacroix Chessex.
Die Erweiterung greift formale Elemente des Bestandsbaus auf und führt sie subtil gebrochen fort. Anstelle des den Altbau charakterisierenden Marmors verwendeten die Architekten für die Außenhaut Beton, aber sehr hellen, damit alt und neu farblich harmonieren. Nach Westen in Richtung der Eisenbahnanlagen übernahmen sie die Gitterfassade des unteren Gebäudeteils, nur dass die Stützen oben schlanker sind. Auf der Ostseite waren sie freier: Hier gibt es ohne Unterbrechung durchlaufende Balkone – denn hier schaut man auf den See –, aber sie treten nicht hervor, sondern formen selbst die Kubatur. Die Fenster bilden optisch ebenfalls ein langes Band. Das Gebäude wirkt dadurch dynamisch und bekommt einen entschiedenen Abschluss.
Im Inneren ist der neue Gebäudeteil nicht linear, sondern verwinkelt und räumlich abwechslungsreich strukturiert – eine Freude für jeden Grundrisstüftler und Raumproblemlöser. Der siebte Stock ist noch übersichtlich: Es gibt sechs Schotten mit je einem Erschließungskern und drei Wohnungen. Darüber wird es komplex: Die Apartments verfügen dort über zwei Stockwerke, auch damit der Zugang zur Feuerleiter im achten Stock gewährleistet ist und so auf ein separates Fluchttreppenhaus verzichtet werden kann. Mit dem Geschoss wechselt fast jede Wohnung auch die Hausseite: Man betritt sie beispielsweise durch das Wohnzimmer im Osten und steigt dann die Treppe zu den Schlafzimmern im Westen herab.
In der mittleren Zone das Hauses, die am weitesten von den Fassaden entfernt und daher der dunkelste Bereich ist, sind Treppen und Nutzräume wie Küchen, Abstellkammern, Flure und Bäder untergebracht. Um auch sie mit ausreichend Licht zu versorgen, gibt es Dachfenster über den Treppen und durch ein niedrigeres Bodenniveau fällt mehr Tageslicht von den angrenzenden Wohnräumen ein. Außerdem bleibt die Konstruktion teilweise sichtbar, der nackte Beton. Das ist nicht nur ein abwechslungsreiches Spiel mit Oberflächen, sondern schafft auch einen Kontrast zu den schlohweiß verputzten Wohnräumen, Helligkeitsunterschied und Wohnlichkeit werden gesteigert.
Text: Heinrich GeißendörferFotos: Olivier di Giambattista
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tiffys | 08.11.2020 15:34 Uhrtraumschiff ententeich
...ne STPH, leg ich glatt mal ein veto ein:
ein pool von zuletzt skandinavischen büros hatte hier im baunetz in den letzten montaten mit ähnlichen ideen glänzen dürfen - realisiert sogar - wellen, fischflossen, seecontainer... bitte unbedingt aufhören damit!
...und dann die berge...
bitte nicht.