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29.01.2018
Liechtensteiner Anlagentechnik
Wohnhaus von falkeis.architects in Vaduz
Ein Kommentar von Friederike Meyer
Für ihr Grundstück im Liechtensteinischen Vaduz wünschten sich die Bauherren Peter und Renate Marxer ein architektonisch Aufsehen erregendes Gebäude – und sie haben es bekommen. Das in einem Wettbewerb ausgewählte Wiener Architekturbüro falkeis.architects hat ihnen mit Hilfe von BIM ein Wohnhaus entworfen, das an eine technische Anlage erinnert. Es trägt den Namen Marxer Active Energy Building und ergänzt eine Gruppe von Häusern auf dem Gelände der Bauherren, die unter anderem eine Anwaltskanzlei betreiben. Ein Bürohaus von Hans Hollein aus dem Jahr 2000 ist auch darunter.
Der erste Blick macht deutlich: Hier hat die Technik offenbar alle altbekannten Regeln architektonischer Ruhe ausgehebelt. Da schwingen von einer Seite textilbespannte Elemente um die Fassade, von der anderen arbeitet sich ein polygonales Netz aus Aluminium auf die Dachetage vor, die Südseite ist mit Photovoltaikplatten besetzt, die Nordseite verschließt sich komplett. Manchmal klappen an Dach und Fassade Platten aus. Hier wollte man viel, am besten alles auf einmal. Ein zweiter Blick hinter die Kulissen ist nötig.
Sechs Jahre forschten die Architekten gemeinsam mit der Hochschule Luzern und weiteren Partnern an der Energieeffizienz und suchten Antworten auf die oft gestellte Frage, wie das Haus mehr Energie produzieren kann, als es verbraucht. Da gibt es einerseits die beweglich auf den Sonnenstand reagierenden Photovoltaikelemente auf dem Dach, deren neu entwickeltes PV-Tracking-System die Effizienz um den Faktor 2,9 steigern soll. Und da gibt es eine Antwort mit Patentlösung: Auf der Ost- und Westseite klappen sogenannte PCM-Klimaflügel aus der Wand. Die Planer machen sich hier das Phasenwechselmaterial (PCM) Paraffin und seine Fähigkeit, Wärme zu speichern, zu nutze. Das Paraffin in den vier Flügeln auf der Westseite mit einem Schmelzpunkt von 31 Grad lagert tagsüber Wärme ein. Die Phasenwechseltemperatur des PCM in den drei Kühlflügeln auf der Ostseite beträgt hingegen 21 Grad Celsius. Sie werden vor allem nachts geöffnet. Auch wenn frühestens in zwei Jahren feststeht, ob sich der Aufwand für die Energiebilanz des Hauses gelohnt hat und ob die rechnerischen Annahmen realistisch waren, ist es höchst anerkennenswert, dass private Bauherren ein solches Experiment finanziell tragen.
Hinter der klimatechnisch optimierten Fassade verbergen sich insgesamt 12 Wohnungen. Alle sind unterschiedlich geschnitten, ihre Größe reicht von 30 bis 500 Quadratmeter. Mit Argumenten der räumlichen Flexibilität und der Materialeinsparung haben die Architekten gemeinsam mit Bollinger + Grohmann + Schneider Stützen in A- und V-Form entwickelt, deren Anzahl mit zunehmender Geschosshöhe immer weniger wird und deren Form an Frauenbeine in Schlaghosen erinnert. Dass die erwünschte Flexibilität nur bedingt existiert, zeigt ein Blick in die mit Einbauschränken möbilierten Apartments. Schrägen und Schwünge, Materialien und Details stehlen sich hier gegenseitig die Show und es fällt schwer, das dahinter liegende Raumkonzept zu verstehen. Der Mietpreis, so heißt es, entspreche der in Liechtensteins Hauptstadt ortsüblichen Miete.
Bei allem Respekt für die finanziellen Anstrengungen der Bauherren und dem Forscherdrang der Architekten bleibt die Frage: Präsentiert sich hier die Zukunft energieoptimierter und mit Hilfe von BIM geplanter Gebäude? Oder sehen wir eher ein Beispiel dafür, dass viel eben doch nicht immer viel hilft? Vor allem aber: Würden wir da einziehen wollen?
Fotos: Roland Korner, Michael Zanghellini, Albrecht Wössner, Filmfabrik
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Die Planung entstand als 3D BIM (Building Information Modelling).
Die Photovoltaikelemente auf dem Dach reagieren beweglich auf den Sonnenstand.
Die PCM-Klimaflügel können je nach Schmelzpunkt des darin eingelagerten Paraffins zum heizen oder kühlen herangezogen werden.
Im Inneren entstanden 12 Mietwohnungen.
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