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25.10.2023

Für die Katzen

Wohnhaus von Tan Yamanouchi & AWGL in Japan


Das Tokioter Büro Tan Yamanouchi & AWGL ist für seine extrovertierten und verspielten Entwürfe wie ein ausgebeultes Manga-Haus bekannt, das ganz den Wünschen der Bauherrin entsprechen musste. Das jüngste Projekt, ein Wohnhaus und Studio für den Büroinhaber selbst, verfolgt die typisch erzählerische Herangehensweise weiter. Denn neben den Anforderungen für das hier wohnende Paar, galt es die Wünsche der mit ihm residierenden zwei Katzen zu erfüllen.

Etwa eine Stunde von Tokio entfernt befindet sich das Wohnhaus in der Küstenstadt Kamakura, in dessen malerische Landschaft, so Tan Yamanouchi, es sich einbetten sollte. Entsprechend gehört zur Planung des von außen als zwei ineinandergreifende Volumen konzipierten Baus in Holzrahmenbauweise, der als Hommage an die umgebende Berglandschaft verstanden sein will, auch die Gartengestaltung mitsamt des Anbaus lokaler und zum Teil essbarer Pflanzen.

Der Innenraum ist als eine einzige, bis zu sieben Meter hohe Wohnlandschaft mit insgesamt 94 Quadratmetern Fläche konzipiert. Der zweigeschossige Bau sei auf Katzenmaßstab ausgerichtet und verfüge daher über 23 Ebenen, so Tan Yamanouchi. Diese sorgen für eine hohe Varianz an Temperaturunterschieden, was – so die Annahme – ein sehnlicher Wunsch der Vierbeiner gewesen sei. Zwei weitere Anforderungen habe das Paar aus dem zehnjährigen Zusammenleben mit den Katzen identifizieren können: nah aber nicht zu nah an den menschlichen Mitbewohner*innen zu sein und stets ein je eigenes sicheres Plätzchen zum Verweilen zu finden.

Das wichtigste Entwurfselement – ganz einem übergroßen Katzenbaum entsprechend – ist die offene, umlaufende Treppe. Sie umgibt das Wohnzimmer des Paares. Eine Besonderheit ist ihre sichtbare Konstruktion, die an die Art des Bambusfaltens erinnert, die während der „Nankin Tamasudare“ genannten Straßenperformances ausgeübt wird und damit ein weiteres Narrativ in den Entwurf einbringt. Die 90 Zentimeter breiten Stufen sind dabei so gestaltet, dass sie den Katzen einen Panoramablick über ihr Anwesen und einen Schlafplatz in gesunder Distanz zu ihren menschlichen Mitbewohnern bieten.

Doch nicht nur für die Behaglichkeit der Haustiere, sondern auch die der Menschen spielte bei der Konzeption eine Rolle: Die Wandflächen rund um die exponierte Treppe werden als Bibliothek genutzt und von einem Oberlicht belichtet. Um die Treppe reihen sich im Erdgeschoss Küche- und Esszimmer sowie das Architekturstudio des Hausherren. Im zweiten Obergeschoss folgen Schlaf- und Gästezimmer.

In Tokio übersteige die Anzahl der Haustiere die von Neugeborenen um ein Vielfaches, berichtet der Architekt und Bauherr über das Projekt. Entsprechend seien die Fenster der Gebäudes so gesetzt, dass sie Nachbarschaft und Passant*innen einen Blick auf die beliebten Katzen gewähren. Entsprechend verwundert es auch nicht, dass das Wohnhaus nicht das erste den Katzen gewidmete Gebäude rund um Tokio ist.

Fotos: Lamberto Rubino
 


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