Der Stadtteil Holloway im nördlich des Londoner Zentrums gelegenen Bezirk Islington gehört zu den dichtbesiedelten und gleichzeitig ärmsten Gegenden der englischen Hauptstadt. Bekanntheitsgrad besitzt das von ehemaligen Industriebetrieben und maroden, viktorianischen Häusern geprägte Viertel unter anderem durch sein großes Staatsgefängnis aus dem 19. Jahrhundert. Seit den 2000ern bekommt der Stadtteil etwas Auftrieb, zum Beispiel durch den North Campus der London Metropolitan University oder das 2006 eröffnete Emirates Stadium des FC Arsenal.
Abzweigend von der zentralen Holloway Road liegt die schmale Hercules Street mit viergeschossigen, teilweise bereits sanierten Häuserzeilen. Auf einem Grundstück mit Resten einer verfallenen Bebauung wurde 2022 ein Wohnhaus für eine private Bauherrschaft nach Plänen des Architekturstudios PARTI (London) fertiggestellt. Der Ergänzungsbau mit einer Bruttoinnenfläche von 186 Quadratmetern und Baukosten von rund 820.000 Pfund beherbergt zwei Maisonettes mit jeweils zwei Schlafzimmern.
Die robuste, relativ schlichte Fassade aus grauem Backstein unterscheidet sich durch ihre Farbigkeit von den traditionellen Nachbargebäuden, fügt sich jedoch in den baulichen Kontext ein. Die Gliederung mit vier Fensterachsen setzt den Rhythmus der Häuserzeile fort. Die in ihrer Größe nach oben hin abnehmenden Fenster werden von abgerundeten Backsteinpfeilern und tiefen Laibungen eingefasst. Schmale Gesimse verleihen dem Bau durch ihre klare Form und Plastizität eine gesetzte Solidität.
Auch im Inneren vermitteln eher schwere, strukturierte Materialien in gedeckten Farbtönen – großformatiges Sichtmauerwerk, grober Putz, dunkel gebeiztes Holz und auberginefarbene Türen – den Eindruck von Ruhe und Dauerhaftigkeit. Das Treppenhaus auf der Rückseite wird durch Glasbausteine belichtet. Der geschützte, schmale Hof fügt sich ebenfalls rückwärtig ein. Als Hommage an den während der Bauphase verstorbenen Bauherrn ließen seine Söhne Worte eines Gedichts in die Fassadengitter im Erdgeschoss einschreiben. (uav)
Fotos: Johan Dehlin