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10.07.2019

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Moderne Spolien für den Archäologen

Wohnhaus von Luca Compri Architetti in Varese


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Als der berühmte Archäologe, Troja-Entdecker und deutsche Kaufmann Heinrich Schliemann im späten 19. Jahrhundert sein eigenes Haus in Athen errichtet ließ, soll  er seinem Architekten Ernst Ziller nur wenige Vorgaben gemacht haben: „Ich möchte Weiträumigkeit und nichts mehr. Du kannst jeglichen Stil auswählen“, heißt es auf Wikipedia. Man könnte vermuten, dass der italienische Archäologe, für den Luca Compri Architetti (LCA) nun ein Haus im norditalienischen Varese gebaut haben, etwas genauere Vorstellungen hatte. Jedenfalls ist sein bewohnbarer Kubus im Gegensatz zu Schliemanns eklektischem graeco-toskanischen Stadtpalais von ziemlich einheitlicher Strenge.

Zunächst. Denn in dieses zeitgenössisch-minimalistische Wohnhaus haben die Architekten aus Varese einige Anspielungen auf den Beruf des Bauherren integriert. Die Außenwände des zweigeschossigen, nahezu würfelförmigen Baus bilden ein historisches Mauerwerk nach, wie es etwa aus der römischen Antike überliefert ist: Die Wandoberfläche zeigt die Konturen eines Backsteinmauerwerks, punktuelle Einsätze aus Naturstein ähneln den Marmorbalken und -pfeilern antiker Konstruktionen. Allerdings ist das scheinbare Mauerwerk aus geriffeltem Beton, die Natursteineinsätze sind aus Travertin. Zudem sind beide Materialien – das ist ungewöhnlich – recycelt. Luca Compri Architetti verwendeten großteils wiederverwertete Baustoffe, die sie aus abgerissenen Gebäuden und stillgelegten Steinbrüchen gewannen. Bei einer Wohnfläche von 190 Quadratmetern beliefen sich die Baukosten des Kubus auf 250.000 Euro.

Anders als Schliemanns Palais in der Athener Innenstadt ist das Wohnhaus dieses Archäologen nicht für den öffentlichen Blick gestaltet. Es steht am äußersten Rande einer Siedlung und ist von Bäumen umwachsen. Im Erdgeschoss befinden sich ein großes und helles Wohnzimmer mit Küche, Esszimmer und ein kleines Bad; im ersten Stock befinden sich die Schlafzimmer, zwei Hauptbäder und das Arbeitszimmer des Bauherrn. Mit großen Fenstern in alle Himmelsrichtungen inszenieren die Architekt*innen die umgebende Landschaft, die von Weinbergen und Felderwirtschaft geprägt ist. (sj)

Fotos: Simone Bossi


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

Sieben | 12.07.2019 12:55 Uhr

römisches Mauerwerk

Unabhängig von einer Beurteilung der Architektur möchte ich darauf hinweisen, dass die Fassade zwar profiliert ist, wie aus einzelnen Steinen zusammengesetzt, was auch ansprechend aussieht - mit antikem römischem Mauerwerk hat das aber nichts zu tun. Das sieht nämlich anders aus: Ziegel sind liegend mit Versatz vermauert, und an einigen klassischen Gebäuden sind nach mehreren Lagen Ziegel einzelne Lagen aus Naturstein eingefügt.
Steine im Hochformat zu vermauern und ohne Versatz ist vermutlich erstmals im 20. Jhdt gemacht worden und erinnert mich eher an einen Fliesenbelag.

6

peter | 11.07.2019 16:27 Uhr

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dieses haus blendet die probleme der welt einfach aus und entzieht sich damit jeder diskussion. schick, aber nutzlos und selbstverliebt. oder aber alle leuchtenauslässe, steckdosen usw. wurden einfach fürs baunetz in der bildverarbeitung herausgestempelt.
und hier kann man jetzt auch schon aufhören zu reden.

achso, und die fügung der materialien ist doch nicht wirklich besonders - bodenbelag, sockelleiste, wand, raumhohe fenster, attikablech, steinsockel. nur die natursteinplatten sind überall reduziert und randlos angeschlossen, aber das könnte sich nach einer gewissen nutzungszeit noch rächen, denn regnen soll es ja sogar in italien.

besonders sind höchstens die materialien selbst.

5

archi | 11.07.2019 10:23 Uhr

Meinungen

Jede einzelne Meinung, egal wie konstruktiv, schlau etc. zählt max. 1%. Kein Mensch ist in der Lage, und wird es auch nie sein, anhand irgendwelcher Bilder die tatsächliche Realität mit all ihren Eigenschaften abzubilden ;)

4

auch ein | 11.07.2019 09:50 Uhr

architekt

etwas fad dieses ton-in-ton.

und ist eigentlich logisch: wo keine leuchten oder steckdosen oder kein strom , da brauchts auch keine schnöden lichtschalter.
und keine möbel
und keine menschen

3

peter | 11.07.2019 08:35 Uhr

wun-der-schön

endlich mal ein wohnhaus, in das man sofort einziehen möchte.

2

123 | 10.07.2019 19:22 Uhr

abstraktes Pastel

sehr harmonische Material- und zurückgenommene Farbwahl... aber ist es notwendig die Fotos komplett zu entfremden oder gibt es mittlerweile nicht nur W-Lan sondern auch Funkstrom und Beleuchtungskonzepte al a Hogwarts?

1

gentlegiant | 10.07.2019 15:55 Uhr

wow

Die (Außen-)Fotos sind zwar sehr abstrakt, sodass man meint, es handle sich um Modellstudien. Aber die Fügung der Materialien finde ich großartig.

 
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