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14.08.2019

Stadtflucht und Landliebe

Wohnhaus von Lovell Burton bei Melbourne


Zurück aufs Land heißt derzeit die Devise in vielen Großstädten rund um den Globus. Das Verlegen des Wohnsitzes aus den hippen, aber hektischen Innenstadtvierteln raus aufs Land ist inzwischen bei Angehörigen der sogenannten kreativen Klasse so verbreitet, dass es im Englischen sogar einen Fachbegriff für diese Praxis gibt: Tree Change. 

Das australische Büro Lovell Burton Architecture aus Melbourne hat eine ganze Reihe von Entwürfen für Menschen, die der Stadt überdrüssig geworden sind, im Portfolio. Das im vergangenen Jahr fertiggestellte, inmitten von Feldern gelegene Springhill House sticht dabei mit seinem Purismus und auch in seinem Anspruch heraus: Angelehnt an die Kubatur des klassischen australischen Heuschobers, der im Wesentlichen aus einem aufgeständerten Pultdach ohne Wände besteht, ist dieses Wohnhaus für einen privaten Bauherren durch und durch rational und zweckmäßig gehalten. Eine Reihe von Leimbindern tragen das große Pultdach, das neben dem Sammeln von Regenwasser zudem den Strom für den Eigenbedarf durch Sonnenkollektoren zu erzeugen vermag.

Auch die verwendeten Materialen wurden nach Gesichtspunkten der Nützlichkeit und Einfachheit ausgewählt: Der Innenraum ist komplett aus einfachem Sperrholz gearbeitet, inklusive der Einbauten. Die Außenwände sind mit galvanisierten Blechen verkleidet, die der Holzkonstruktion als Wetterschutz dienen. Sämtliche Proportionen im Haus orientieren sich an einem 1,2 Meter Raster, dem Standardmaß für australisches Baumaterial, damit möglichst wenig Verschnitt entsteht. Der Rationalismus beschert der Fassade einen hübschem Nebeneffekt: Es sieht auch noch gut aus, wenn sich die Natur in den matten Metallplatten der Fassade sanft wiederspiegelt.  Apropos, wie machen die Stadtflüchtigen das, dass die Zweitwohnsitze in ihrer minimalen Ästhetik immer so reduziert und aufgeräumt aussehen? Die Begrifflichkeit des Tree Change deckt jedenfalls auch die gängige Praxis des Zweitwohnsitzes ab. (tl)



Fotos:  Ben Hosking


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