Entwürfe der Modernisten aus den 1920er Jahren waren die Inspiration für das ziegelverkleidete Einfamilienhaus Active House des holländischen Architekturbüros KAW Architecten. Der Name des 1976 gegründeten Büros mit Sitz in verschiedenen niederländischen Städten sowie einer Zweigstelle in Barcelona steht für „Kooperativer Architektur-Workshop“. Reimar von Meding, als Architekt bei KAW tätig, hat das Haus für sich und seine Familie in der Kleinstadt Schiedam – de facto ein Vorort im Westen Rotterdams – gebaut.
Backstein ist in den Fassaden der Kleinstadt sehr präsent, so dass sich die Klinkerhülle des 223 Quadratmeter umfassenden Neubaus trotz der hellen Oberfläche unaufgeregt in die Nachbarschaft einfügt. Statt mit industriell gefertigtem Stein zu arbeiten, wurde ein handwerklich geformter Wasserstrich-Klinker verwendet. Aufgrund sichtbarer Spuren aus Produktion und Verarbeitung weist er eine heterogene Oberfläche auf, was die Ansicht lebendiger wirken lässt; unterstrichen wird dies zusätzlich durch die Verlegung im wilden Verband. Unterhalb der Attika wurde der Stein im Zierverband angeordnet um einen ornamentalen Abschluss auszubilden.
Was man dem Haus von außen nicht ansehen kann: Das Gebäude ist ein Massivholzbau. Der Rohbau besteht also aus Vollholz, auf das die Isolierung und die Außenschale aufgebracht wurden. Dies war Teil des Energiekonzepts der Architekten, das auf verschiedenen Ebenen Nachhaltigkeit bedient. Zum einen können die einzelnen Bauteile, etwa die Brettsperrholz-Elemente der Wände und Decken vollständig wiederverwendet werden, sollte das Gebäude einmal abgerissen werden. Deswegen wurde auch auf einen zementgebundenen Bodenaufbau verzichtet und ein Trockenbausystem verwendet. Außerdem sollte das Gebäude mehr Energie liefern als es verbraucht, weshalb eine Erdwärmepumpe eingebaut und Solarkollektoren auf dem Dach installiert wurden.
Im Inneren ist die Holzbauweise ablesbar, da die hellen Fichtenholzelemente sichtbar belassen wurden. Im Obergeschoss findet sich eine klassische Anordnung der Zimmer, gereiht an einen Flur. Dieser wurde aber großzügig bemessen und hat auf der einen Seite Einbauschränken, was wieder an Einfamilienhäuser aus den 1920ern erinnert. Um Bereiche wie Flur und Treppe großzügiger gestalten zu können, wurden die einzelnen Zimmer bewusst klein gehalten. Das Erdgeschoss mit mehreren Türen zum Garten vor und hinter dem Haus wurde als offener Grundriss gestaltet. (kh)
Fotos: Ossip Architectuur Fotografie, Reimar von Meding