Kurz nach dem ungewöhnlichen Einfamilienhaus bei Valencia, das mit gemauerten Tonnengewölben in einem grünen Raumgerüst auftritt, gibt es bereits den nächsten Fall eines unkonventionellen Familiendomizils in der Region zu vermelden: Dieses Mal steht das Haus in der Kleinstadt Requena, eine knappe Autostunde von Valencia entfernt. Entworfen wurde die Casa REI von CRUX arquitectos für eine Familie mit zwei Kindern.
Raquel Rubio und Alejandro Pedrón, die das ebenfalls in Requena ansässige Architekturbüro führen, wollten für diese Bauaufgabe ein Raumkonzept finden, das flexibler funktioniert als die übliche, starre Einteilung in feste Zimmer. Wäre es nicht besser, wenn das Wohnhaus auf die wechselnden Wünsche und Bedürfnisse seiner Bewohner reagieren könnte – sowohl im Laufe des Tages als auch im Laufe der Jahre? Sie landeten bei Stewart Brands Umbau-Klassiker „How Buildings Learn“, in dem Brand die Tragstruktur eines Gebäudes als dessen unveränderlichsten Teil beschreibt. Also beschäftigten sich die beiden mit verschiedenen möglichen Tragstrukturen und entwickelten für das 220-Quadratmeter-Haus eine Mischung aus stabiler, industrieller Konstruktion und einer dreischiffigen Grundrissaufteilung, die sie der römischen Basilika entliehen. Diese hätte sich „in der Geschichte als eine der effektivsten und elastischsten Lösungen“ bewiesen, erklären sie dazu.
So sind die drei Etagen in Requena durch sechs schlanke Stahlstützen in je drei Längsschiffe geteilt: zwei Seitenschiffe mit 1,70 Meter Breite und ein Mittelschiff mit drei Metern Breite. Die Decken, in die alle Leitungen und die Schläuche der Fußbodenheizung integriert wurden, bestehen aus stabilen Betonträgern, ein günstiges industrielles Fertigprodukt. Dabei kamen in den beiden Seitenschiffen glatte Träger zum Einsatz, über dem mittleren Schiff jedoch liegt das Modell „Little Vault“, kleiner Bogen. „Die gebogenen Träger sind ein klein wenig teurer als die glatten“, so Pedrón. „Unsere Idee ist, mit diesen ganz gewöhnlichen Materialien spezielle, würdevolle Räume zu formen.“
Auch die Metallstützen sollen zu einer Auseinandersetzung mit den Räumen anregen und eine flexible, oft wechselbare Verbindung oder Abtrennung der drei Schiffe durch Vorhänge, Falt-, Schiebe-, Klapp- oder Trockenbauwände ermöglichen, ganz nach Bedarf. Das erste Obergeschoss gibt bereits ein Beispiel für die Vielfältigkeit dieses Grundrisses. Den Mittelpunkt bildet ein großer Raum über alle drei Schiffe hinweg. Er wird an den beiden Querseiten von zwei Schlafräumen flankiert, die mit Schiebetüren verschlossen werden können. Damit der zentrale Raum dennoch Tageslicht bekommt, wurde ein Teil der Decke eines Seitenschiffs ausgespart. Hier ist stattdessen ein Netz gespannt, das als Hängematte oder Spielwiese genutzt werden kann.
Ein Wort noch zur Fassade. Auch hier ließen sich die Architekten von regionalen Bautraditionen inspirieren, wobei die Verbindung von Außen- und Innenräumen eine ebenso große Rolle spielt wie der Schutz vor der Sonne. Vor den Fenstern der Seitenschiffe steht jeweils eine weiße Mauer mit regelmäßigem Lochmuster, während das Hauptschiff einen dunklen Metallkorb vorgesetzt bekam. Dieser ist inspiriert von den typischen, oft stabil vergitterten Fenstern der historischen Häuser in Requena, allerdings ist das Element hier deutlich offener gestaltet: Es kann von den Bewohnern geschlossen, begrünt oder für eine „romantische Szene“ wie in einer mittelalterlichen Liebesgeschichte genutzt werden. (fh)
Fotos: Milena Villalba
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Lars k | 14.05.2020 17:10 Uhrsüß.
Glückwunsch, intelligentes Konzept. Mich würde interessieren, ob es über die Zeit funktioniert. Wird es die Bewohner zum häufigen Umgestalten anregen? Häufiger als in einem "normalen" Haus mit festen Wänden, die man inzwischen ja auch alle mit dem material aus dem baumarkt recht bequem verändern kann? Manchmal denke ich, dass die Architekten sich gar nicht so viel Gedanken übers Verändern-in-der-Zukufnt machen müssen, Das passiert eben einfach ganz ohne uns, dauernd, überall. Einfach gute Häuser bauen reicht dann eigentlich schon aus.