Die Rua Rodrigo da Fonseca in Lissabon war von Stadthäusern aus der Jahrhundertwende geprägt. Inzwischen ersetzen Neubauten mit Rasterfassade auf vielen Grundstücken die marode Substanz. Appleton e Domingos Arquitectos (Lissabon) wollten Haus Nummer 49 erhalten. Doch ein Brand kurz vor Fertigstellung vereitelte die Sanierung, zumindest teilweise: Der Beton-Neubau, den die Architekten stattdessen realisierten, präsentiert weiterhin die alte Jugenstilfassade zur Straße.
„Der neue Plan beinhaltet den alten“, sagen die Architekten, denn das bestehende Fundament bestimmt die Position der Innenwände auf allen Etagen. Neben der Fassade überstanden auch einige Holztüren, die zu Restaurationszwecken ausgebaut waren, das Feuer. Sie wurden als Wandverkleidung im Eingangsbereich wiederverwendet. Auch die Stahlstruktur der Veranda befand sich während des Brandes nicht auf dem Grundstück und soll später wieder installiert werden.
Die flächige Materialität aus Holz und Sichtbeton mit geweißten Wänden ergänzt die bourgoise Substanz um zeitgenössischen Chic. Die Holzschalung der Betondecken spiegelt die diagonale Struktur des Parketts. Den Architekten gelang es, mit Treppenhaus und Lichthof die Rundungen der ursprünglichen Gestaltung aufzunehmen und gleichzeitig eine eigenständige Architektur zu schaffen. Nicht zuletzt die schön detaillierten Einbaumöbel lassen das Ergebnis genau so edel wirken wie den prachtvollen Ursprungsbau. Nun wünscht man sich, dass Bauherrn und Architekten in der Straße sich das Projekt zum Beispiel nehmen: Besonders die vom Brand in Mitleidenschaft gezogenen Nachbarn des Hauses warten ebenfalls auf eine anspruchsvolle Sanierung. (dd)
Fotos: FG + SG
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Till | 18.05.2017 14:58 Uhrist total begeistert!
auch wenn die Rückansicht ein wenig gewöhnungsbedürftig ist...
Die Wohnungen sind ein Traum, die Materialwahl und deren Umsetzung meisterhaft.
Die Bretterschalung der Decken korrespondierend mit demBoden, die Leichtigkeit der Einbauten, die Präzision des Treppenhauses...
Ein Riesenkompliment an die Kollegen!