Jurten sind im dicht bebauten Tokio eher selten anzutreffen, doch APOLLO Architects (Tokio) fühlen sich bei ihrem jüngsten Projekt trotzdem an die nomadische Textilarchitektur Zentralasiens erinnert. Während ihr Hat House am Ende einer Sackgasse zunächst durch seine massiven Sichtbetonwände Eindruck macht, wähnt man sich unter dem Holzdach im Obergeschoss mit etwas Fantasie tatsächlich in einem Zelt.
Das Haus gehört einem älteren Ehepaar, das dort zusammen mit der Mutter der Frau lebt – denen Eltern hatten das Grundstück im Bezirk Shinjuku ursprünglich auch gekauft. Die Architektur des dreigeschossigen Neubaus ist einerseits durch die Grundstücksform und die engen baurechtlichen Vorgaben der Nachbarschaft geprägt, andererseits aber auch durch die Angst der Bewohner vor möglichen Erdbeben. Das erklärt das wehrhafte Äußere, das nur mit wenigen Fensteröffnungen auskommt.
Im Gegensatz dazu wirken die Innenräume überraschend licht. Was man zunächst nämlich nicht erkennt: Ein Einschnitt im Dach, der eher eine Terrasse erwarten ließe, dient zur Belichtung eines gebäudehohen Luftraums, zu dem hin alle Räume des Hauses geöffnet sind. Im tiefergelegenen Erdgeschoss hat die Mutter ihren Wohnbereich, im ersten Obergeschoss schläft das Ehepaar und darüber befindet sich unter dem Holzdach der offene Wohnbereich. Auch das erwachsene Kind der Bauherren hat dort noch ein Zimmer, das auch anderen Gästen offensteht.
Wie schon bei anderen Häusern in Tokio oder Obu überzeugen APOLLO auch bei ihrem jüngsten Projekt mit einer kompakten Raumaufteilung, dank der – trotz des kleinen Grundstücks und unter Berücksichtigung aller notwendigen Abstandsflächen – eine gewisse Großzügigkeit entsteht. Aus einer Grundfläche von 67 Quadratmetern machen sie 120 Quadratmeter Wohnfläche, was nach Tokioter Maßstäben schon fast als luxuriös gelten darf. (sb)
Fotos: Masao Nishikawa