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25.09.2023
Zwischen Naturromantik und Landwirtschaft
Wohnhaus von AMUNT Martenson und Rokokorelevanz in Venray
In der agrarisch geprägten Landschaft um den niederländischen Ort Venray steht seit vergangenem Jahr ein Wohnhaus von AMUNT Martenson und Luc Merx von Rokokorelevanz (beide Aachen). In dem Versuch, das ungewöhnliche Haus in die Umgebung einzufügen, nutzen die Architekten eine Reihe historischer Referenzen, lokaler Bilder und Zitate, jedoch nicht ohne diese zu reflektieren und gestalterisch zu kontrastieren.
Ein Vorbild findet das Wohnhaus in der Typologie des sogenannten Langgiebelbauernhofs. Dieser Gebäudetyp bildete sich im 17. Jahrhundert heraus und wird noch heute in der Region viel zitiert. Beschrieben wird die romantisierende Baupraxis mit dem vom niederländischen Wort für Bauernhof abgeleiteten Begriff Boederette, den die Architekten als Namen auch für ihr Projekt wählten.
Während im Langgiebelbauernhof Wohn- und Arbeitsbereiche sowie Stall und Scheune in einem Gebäude nebeneinanderlagen, reihen die Architekten in Vanrey die Wohnräume entlang eines Erschließungskorridors an der südlichen Fassade auf. Auch die senkrechte Stellung des Wohnhauses zur Straße sowie das Mansarddach leiten sie aus der Typologie des historischen Vorläufers ab. Für das ursprünglich mit Stroh gedeckte Dach wurden jedoch Aluminiumtafeln verwendet, um einen Bezug zu den Landwirtschaftsgebäuden der Umgebung herzustellen. Auch bei der übrigen Materialwahl soll der Widerspruch zwischen der Romantik des Landlebens und der industrialisierten Landschaft sichtbar werden.
Konstruktiv ist das Gebäude ein Holzrahmenbau, der mit einer Bruttogrundfläche von 198 Quadratmetern auf einer Betonplatte leicht erhöht über dem Gelände steht. Im Erdgeschoss finden sich umlaufend große Fensterflächen, die einen weiten Blick in die Landschaft erlauben. Leitern führen in die Schlafräume im Obergeschoss, das außerdem einen Arbeitsbereich sowie ein Bad aufnimmt. Auch die Freiraumgestaltung, die ebenfalls die beiden Architekten Martenson und Merx verantworten, steckt mit einem Nutzgarten, einer Streuobstwiese und einem Teich, ähnlich einem Tümpel, voller Hinweise auf die umgebende Landschaft.
Neben den zahlreichen lokalen Referenzen verweisen die Architekten in ihrer Projektbeschreibung auch immer wieder auf historische Vorbilder wie die Hameaus von Chantilly und Versailles, das Maison de Plaisance oder den englischen Landschaftsgarten. Das Projekt ist auf der Shortlist für den DAM-Preis 2024 in der Kategorie Auslandsbauten nominiert. Die Projektkosten werden mit 370.000 Euro beziffert. (sbm)
Fotograf: Filip Dujardin
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