Nicht nur im Stuttgarter Raum gibt es ein „kleines Schwarzes“ – auch in der norditalienischen Region Oltrepò Pavese wird im dunklen Mini logiert. Entworfen wurde das Ferienhaus für ein Paar aus Milano von 35a studio di architettura aus dem nahe gelegenen Monza. Es befindet sich auf einem leicht geneigten Grundstück an einem Hügel im Dörfchen Casa D’Agosto, rund 20 Kilometer von Pavia entfernt, inmitten des größten Weinbaugebiets der Lombardei. Zuvor stand an der gleichen Stelle eine Scheune aus Ziegelsteinen, die abgerissen wurde, um Platz für das neue Objekt zu schaffen.
Doch Mini ist nicht gleich Mini – die beiden kleinen Schwarzen ähneln einander zwar in ihrem quadratischen Grundriss, ihrer monolithischen Anmutung und der Fassadengestaltung mit dunklem Putz. Doch das etwas kleinere, insgesamt 120 Quadratmeter Wohnraum fassende House R kommt spielerischer und weniger streng daher als das schwäbische Pendant. Dafür sorgen frei verspringende, unterschiedlich große Fensteröffnungen, die darauf abzielen, gut choreografierte Ausblicke auf die Landschaft zu bieten, und das Dach. Es spielt auf die in der Region verbreiteten Satteldächer an, sein First verläuft jedoch diagonal von Ecke zu Ecke.
Das Haus ist ein Betonblock im wahrsten Sinne des Wortes. Es besteht komplett aus Stahlbeton. Das sieht man ihm von außen aufgrund der grob verputzten Fassaden nicht sofort an. Im Inneren dagegen zeigt sich House R ganz offen brutalistisch: Sichtbeton, wohin das Auge reicht. Unter der offenen Dachstruktur wurde ein massives, balkonartiges Zwischengeschoss eingezogen, das über eine schmale, etwas versteckt liegende Treppe zu erreichen ist. Hier befinden sich zwei Schlafmöglichkeiten. Das offene Erdgeschoss umfasst Küchen-, Wohn- und Essbereich sowie ein Badezimmer. Über eine große Schiebetür ist es mit der davor liegenden Terrasse verbunden.
Kontrastiert wird die raue Betonästhetik des Innenbereichs durch Türen, Möbel und Fensterrahmen aus dunklem Holz. Die industriell inspirierte Einrichtung ist spartanisch. Ein minimalistisches Designkonzept – mehr brauchen die Bauherren scheinbar nicht, um hier zu Ruhe und Konzentration zu finden. (da)
Fotos: Andrea Carmignola & Maddalena Merlo
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Rainer Langhans | 13.06.2017 14:22 Uhr@ auch ein architekt
...ich dachte wir wären seit den 68ern da schon weiter im Diskurs. Wenn schon nicht Konzentration und Kontemplation, dann eben Kop....ation. ist ja auch irgendwie eine Konzentration auf das Wesentliche und eine Form der Kontemplation...
Aber mal im Ernst, dass Ding ist doch ein Ferienhäuschen mit nur einem Bettchen (sieht man in den Fotos) und dafür doch echt gut gelungen in seiner Rauheit!