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13.11.2012
Lebende Fassade
Wohnhaus in Wien von Kaufmann Rüf fertig
Wann hört man zum Bauprozess schon von einer „sehr gelungenen Zusammenarbeit“ aller Gewerke? So geschehen beim Bau eines Einfamilienhauses im Wiener Villenviertel Alt-Hietzing: Dort haben Oskar Leo Kaufmann und Albert Rüf (Olkrüf) aus Dornbirn gerade ein Wohnhaus fertig gestellt.
Dass der Neubau strengen städtebaulichen Rahmenbedingungen folgen musste, sieht man ihm nicht an. Er erscheint nach außen als klarer Kubus mit verschiedenen Einschnitten und einer Attikaverkleidung, die die Architekten als handgeschmiedet bezeichnen und hinter der ein Dachgeschoss zurückspringt. Diese „Krone“ ist der Abschluss der Aluminiumschicht, die das gesamte Haus einhüllt. Sie besteht aus bis zu 15 Meter langen Tafeln, die auf Teflon gelagert sind. So können sich die Elemente je nach Witterung ausdehnen und schrumpfen, was die Architekten ganz bewusst in die Fassadengestaltung eingeplant haben: Im Winter verkürzen sich die Teile um drei Zentimeter und legen dadurch schwarz gefärbte Ecken und Fugen frei. Im Sommer verschwinden diese wieder; das Haus wird zu einem fugenlosen Volumen. Alle Einschnitte in die Fassade sind ebenfalls schwarz.
Das Innere des Hauses gliedert sich in vertikal durchdrungene und horiontal geschichtete Räume. Es entstehen diagonale Sichtbeziehungen. Im Erdgeschoss liegen U-förmig um das Vestibül aneinandergereiht die Küche, der Ess- und der Wohnraum. Die Räume dieser Ebene reichen teilweise bis unters Dach. Sie sind in weißem Sichtbeton gehalten. Ganz anders das Treppenhaus – oder das „vernetzende Element“, wie es die Architekten nennen: Alle Flächen inklusive des Bodens sind in dunkelbraunem Naturleder ausgeführt; Licht und Geräusche dringen nur gedämpft in diese Zone.
Die Schlaf- und Kinderzimmer im ersten Obergeschoss haben verschiedenfarbige Holzoberflächen, allerdings sind diese nicht lackiert, sondern es wurden Hölzer ausgewählt, die von Natur aus in recht kräftigem Rot, Pink und Grün leuchten. Doch noch nicht genug der Individualität: Alle Räume haben vorgelagerte Loggien, die meisten Zimmer des Obergeschosses sind zudem an die Dachterrasse angeschlossen.
Fotos: Adolf Bereuter
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