Aus zwei sehr unterschiedlichen Hälften – einer „leichten“ und einer „schweren“ – besteht ein Wohnhaus in der katalonischen Gemeinde Vilafranca del Penedès westlich von Barcelona. Entworfen wurde es von taller11 mit Sitz in Sant Cugat del Vallès. Seit 2022 tritt das 2016 gegründete Büro als Genossenschaft auf und führt den Zusatz cooperativa d’arquitectura im Namen. Das Projekt Casa 0006 entstand für eine Familie mit zwei Kindern mit stark begrenztem Budget. Eine ökonomische Low-Tech-Bauweise war daher essenziell.
Der längliche Baukörper mit einer Bruttogrundfläche von 236 Quadratmetern und drei Geschossen befindet sich inmitten einer neuen Reihenhaussiedlung, schließt aber nur auf einer Seite unmittelbar an ein Nachbargebäude an. Die Architekt*innen unterteilten ihn in zwei gleich große Volumen. Die Wohnräume liegen hinter einer massiven Hülle aus Betonschalungssteinen, die mit Erde aus dem Aushub der Baugrube gefüllt wurden – eine Konstruktion mit hoher thermischer Trägheit und guter hygrothermischer Leistung, die zugleich kostengünstig war und den anfallenden Bauschutt reduzierte.
Während im Inneren roh belassene Oberflächen dominieren, wurde die Fassade mit Wellblech aus Aluminium verkleidet. Das erste Obergeschoss beherbergt drei Schlafzimmer und die Sanitärräume, die beiden anderen Geschosse umfassen je einen offenen, flexibel nutzbaren Wohnraum. Im Erdgeschoss ist die Küche integriert. Mit diesem kompakten Raumprogramm, das nur 150 Quadratmeter einnimmt, wurde die laut Bebauungsplan mögliche Geschossfläche von 270 Quadratmetern bei Weitem nicht ausgeschöpft. Den noch zur Verfügung stehenden Platz füllten taller11 mit einer zweiten, unbeheizten Gebäudehälfte.
Diese wurde als Wintergarten ausgeführt, der sich zwischen Wohnvolumen und Nachbarhaus aufspannt. Er besteht aus einer mit Polycarbonat verkleideten Leichtbaukonstruktion aus Holz, in der sich ein gebäudehoher Luftraum öffnet. In den beiden Obergeschossen wurde darin je ein Balkon eingefügt.
Dach und Außenfassaden des Wohnvolumens sind mit Holzfaserplatten gedämmt. Die Wand zum Wintergarten hingegen blieb ungedämmt, denn sie soll als Speicher für die einfallende Sonnenstrahlung wirken und diese nachts in die Innenräume abgeben. Auch die Belüftung soll durch den „leichten“ Teil des Hauses optimiert werden. Einziges nicht natürliches Klimatisierungssystem des Hauses ist eine aktive Betonbodenplatte mit einer Stäke von 20 Zentimetern im Erdgeschoss, die über die massiven Wände und Decken des Wohnvolumens auch dessen Obergeschosse mit Wärme versorgen soll. (da)
Fotos: Atzar López Vilanova
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Sieben | 14.05.2024 11:54 Uhreinfache Konstruktionen
Ein gutes Beispiel, wie man mit einfachen Konstruktionen, die ja eigentlich nur ein Rohbau sind, viel Geld sparen kann, wenn die Ansprüche des Bauherrn keinen Schick verlangen. Wie so oft in diesem Zusammenhang fallen mir hunderte deutsche Normen ein, die hier nicht eingehalten werden.
Zum Wintergarten: hoffentlich ist das im Sommer nicht ein "Backofen". In der Gegend sind die Temperaturen im Sommer schon im Schatten meistens über 30°C. Hoffentlich fehlt nicht eine Abluftöffnung im Dach. Und der Vorhang im Erdgeschoss wird als Sonnen-/Hitzeschutz im Sommer nicht reichen.