Die Restfläche in der Ortsmitte von Möhringen, einem Stadtteil des baden-württembergischen Tuttlingen, schien auf den ersten Blick wenig geeignet für eine Wohnbebauung. An einem durch mehrere Generationen genutzten Hof gelegen, ist das 507 Quadratmeter große Grundstück allseitig von recht unterschiedlichen Bestandsbauten umschlossen. Es steigt außerdem von Ost nach West um 3 Meter an. Yonder – Architektur und Design haben hier dennoch so eigenwillig wie pragmatisch nachverdichtet: Das für einen privaten Bauherren entworfene Haus D folgt dem Gelände und nutzt durch seine asymmetrische Form die sich aus Sonnenstand, Grundstückszuschnitt und Abstandsflächen ergebenden Bedingungen auf optimale Weise aus. Das lässt auch an ein 2015 realisiertes Ferienhaus des Stuttgarter Büros im Allgäu denken.
Konzeptioneller Kern des Baukörpers sind zwei Betonscheiben, die einander mittig kreuzen. Das Gebäude wird so in vier Segmente unterteilt, zwischen denen sich die einzelnen Ebenen des Wohnraums aufspannen. Das Dach und die Gebäudehülle sind als Holzkonstruktion errichtet, letztere wurde im Inneren weiß verputzt. Kreuz und Bodenplatte hingegen verblieben im Zustand des rohen Betons. Nach außen präsentiert sich der Bau mit einer auffälligen Textilfassade und einem Stehfalzblechdach in tiefem Schwarz. Mit dieser Farbgebung sticht es aus dem kleinstädtischen Gefüge weiß oder pastellig verputzter Häusern mit rotem Dach markant hervor.
Die innere Ordnung des Volumens mit 243 Quadratmetern Bruttogrundfläche und 117 Quadratmetern reiner Wohnfläche orientiert sich an der Grundstückstopographie und überrascht mit immer neuen Aus- und Durchblicken. Die Räume schrauben sich über drei Ebenen im Uhrzeigersinn nach oben: Vom Betonpodest vor dem Eingang in Richtung des Hofes über Wohn- und Essräume zum Schlafbereich im Obergeschoss. Yonder arbeiteten hier wie schon bei früheren Projekten viel mit räumlicher Offenheit.
Blickbeziehungen werden dabei bewusst inszeniert, es entsteht eine harmonisch komponierte Folge aus geschützten Rückzugsbereichen und Flächen, die ein Miteinander ermöglichen. Die Verteilung der Nutzungen wurde auf den Sonnenstand abgestimmt: Aufwachen mit Morgensonne im Schlafzimmer, Wohnen und Arbeiten mit Südblick, Abendrot im Koch- und Essbereich. Der Weg durch dieses zusammenhängende und großzügige Wohnraumkontinuum endet auf einer Dachterrasse mit Blick nach Südwesten. (da)
Fotos: Brigida González
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Michelle | 22.10.2018 13:46 UhrSichtbeton gewollt, gekonnt?
Hier wurde mal wieder vergessen, sich über die Schalung Gedanken zu machen... Die ganzen Fugen machen es total unruhig.