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24.01.2017

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Vollverglasung unterm grauen Satteldach

Wohnhaus in Stuttgart von Reichel Schlaier Architekten


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Bauvorschriften sind so eine Sache. Man klagt darüber – und dann gibt es doch immer wieder Entwürfe, die gerade aus einer Beschränkung heraus ihre besondere Qualität entwickeln. Letzteres trifft auf ein Einfamilienhaus zu, das Reichel Schlaier Architekten aus Stuttgart kürzlich fertiggestellt haben. Das Haus für eine fünfköpfige Familie steht in bester Stuttgarter Lage, leicht am Hang und mit unverbaubarem Blick nach Süden. Perfekte Voraussetzungen also, wenn da nicht die Vorschrift gewesen wäre, ein Satteldach zu errichten – so folgert man zumindest aus streng modernistischer Perspektive. Doch es ist gerade die Verbindung von traditioneller Dachform, rationaler Strenge und dem Wunsch des Bauherren nach Offenheit, die das zweigeschossige Haus im Stadtteil Feuerbach auszeichnet.

Auf Grund der Hanglage zeigt sich das Volumen zur Straße eingeschossig. Die Gliederung des Grundrisses ist einfach und klar. Man betritt das Gebäude auf der oberen Ebene, auf der das große Wohn- und Esszimmer mit angeschlossener Küche sowie zwei Arbeitszimmer liegen. Eine Treppe am Eingang führt hinab in das untere Geschoss, in dem ein weiterer, offener Wohnraum, vier Schlafzimmer, zwei Bäder und dienende Kellerräume angeordnet sind. Alle Wohn- und Schlafräume öffnen sich auf ganzer Breite und mit raumhohen Glaswänden nach Süden. Die gewünschte Offenheit erreichten die Architekten nicht zuletzt durch ihre Interpretation der traditionellen Dachform. Insbesondere an den hohen, komplett in weiß gehaltenen Wohnräumen, die sich großzügig bis hinauf zu den Dachschrägen entfalten, wird dies deutlich. Die verglasten Giebelflächen und ein durchgehendes Fensterband unterhalb des Dachansatzes unterstreichen diesen Eindruck ganz entscheidend. Sie sind darüber hinaus als gestalterischer Kommentar zu den Konventionen des Hausbaus zu verstehen.

Der strenge Habitus und der Umgang mit Wand- und Glasflächen lässt immer wieder an die spätmoderne Architektur der Sechzigerjahre denken; gerade weil Garten- und Straßenseite unterschiedlich behandelt wurden und sie doch wie zwei Variationen des gleichen Themas wirken. Geradezu japanisch mutet dagegen die Gestaltung des Übergangs von Innen nach Außen an, denn das gesamte Wohngeschoss wird von einem umlaufenden Balkon umfasst, an dessen Außenkante sich wiederum der weite Überstand des in Stahlbeton ausgeführten Daches orientiert. Korrespondierend dazu gibt es im unteren Geschoss eine Terrasse, die das Gebäude sockelartig begrenzt und vom Grün des Gartens distanziert. Die Tiefe dieses wettergeschützten Bereichs und einzelne, vorgesetzte Stützen verleihen Terrasse und Balkon eine besondere räumliche Qualität und machen sie zu einer Übergangszone, wie sie in Japan üblich ist. Das grau gedeckte Satteldach verortet das Haus aber dann wieder klar in einem deutschen Einfamilienhausgebiet. Ein überraschender, aber durchaus überzeugender Ansatz, in einer von Vorschriften geprägten Umgebung die Verbindung von Wohnen und Naturraum zu organisieren. (gh)

Fotos: Brigida González


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

T.C | 25.01.2017 12:07 Uhr

@ Fred

Bitte etwas die Phantasie anstrengen, die Bewohner haben später sicher auch Bücher, Stehleuchten, Bilder.
Einziger Kritikpunkt: Die Fugen in der GK Decke.

5

Kontur | 25.01.2017 09:16 Uhr

Schön

Auch das Satteldach hat seine Daseinsberechtigung und das Haus gefällt mir in seiner Außengestaltung, den zarten Stützen und dem umlaufenden Balkon ausgesprochen gut. ABER: die Innenräume. Von der räumlichen Qualität sehr schön, aber was ist mit einem Material oder Farbkonzept? Ich kann diese Ringsrum-Weiß-Räume nicht mehr sehen. Im wahrsten Sinne, denn es entsteht beim Betrachter ein weißlich-konturloser Brei. Will man so wohnen? Muss man so wohnen?

4

jalm | 24.01.2017 20:05 Uhr

Bau-Vorschriften

Mal was Banales: was ist mit den Bauvorschriften der LBO ? Entspricht die Absturzsicherung der LBOAVO ?
Immer wieder sieht man in Veröffentlichungen im privaten Bereich Öffnungen ohne oder mit nicht kindgerechten Absturzsicherungen.
Mit Unterschrift zur Baufertigstellung geht ihr in die Haftung Kollegen.

3

auch ein | 24.01.2017 16:11 Uhr

architekt

@remko:

wenn ihnen ein bauherr kommt und will ein reihenhaus oder gar so ne villa: ablehnen oder?

2

auch ein | 24.01.2017 16:10 Uhr

architekt

"durch ihre Interpretation der traditionellen Dachform".....
blablabla.ein satteldach halt

aber ein schönes und ein schöner raum drunter

bischen gekünstelt ein eiermann-gestänge unters dach gebaut

1

remko | 24.01.2017 15:50 Uhr

...

Ich würde Reichel Schlaier einmal gerne bei einer Podiumsdiskussion über die Notwendigkeit zur Verdichtung von Städten sehen.

 
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