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15.09.2022

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Zimmer zwischen Räumen

Wohnhaus in Stralsund von Weyell Zipse Architekten


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Man möchte sich direkt aufmachen nach Stralsund in der Hoffnung auf ein Stück spätsommerlichen Apfelkuchen im Garten dieses Hauses: Wenige Meter vom Strand entfernt ist es Weyell Zipse Architekten (Basel) gelungen, mit einfachen Mitteln eine erstaunlich verträumte Atmosphäre zu erzeugen. Umso mehr gilt dies, wenn man sich den Lageplan näher ansieht. Denn das Haus liegt keineswegs so einsam, wie es die Fotos vermuten lassen. Vielmehr handelt es sich um eine Architektur, die präzise die Potenziale des Ortes nutzt.

Weyell Zipse präsentieren zur Straße hin ein zurückgenommenes, zweigeschossiges Volumen mit flachem Satteldach, das nichts von seiner inneren Komplexität verrät. Die ist primär in Grundriss und Schnitt zu erkennen und entfaltet sich dank dreier gleichwertiger doppelgeschossiger Räume. In den Ecken beziehungsweise an einer der Längsseiten positioniert, ermöglichen sie eine große Durchlässigkeit. Ein flacher seitlicher Betonsockel eröffnet den direkten Zugang zum Garten aus mehreren Räumen.

Alle übrigen Zimmer sind zwischen den drei Haupträumen angeordnet. Die horizontale Erschließung ist dabei direkt in die offenen Bereiche integriert, während sich die Treppen im Zentrum des Hauses fast ein wenig verstecken. Zum Garten hin gibt es außerdem im dritten Stock noch eine Art Turmzimmer samt Terrasse, das über eine Wendeltreppe zu erreichen ist. Von hier aus kann man das nahe Meer sehen.

Die Umsetzung der Architektur mit hellem Klinker, schweren Fensterstürzen aus Beton und einem bündigen Blechdach lässt an rationalistische Vorbilder aus den 1950er und -60er Jahren denken. Im Inneren setzt sich dieser Eindruck durch das Linoleum der Böden und die akzentuierte Verwendung von Holzdetails fort. Eine subtil variierende Farbpalette inklusive ornamentaler Deckenbemalungen sorgt jedoch zugleich für Abwechslung in der Raumwirkung. (sb)

Fotos: Simon Menges


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

auch ein | 19.09.2022 14:23 Uhr

architekt

@2:
"Ein Haus, das seine Bewohner auch fordert - man darf annehmen, dass das auch genau so gedacht war."

schon jetzt eine der Lieblings-Floskeln 2022!

3

Joachim | 16.09.2022 14:03 Uhr

Danke

Danke für den Beitrag zur Baukultur Christian und Kai!

2

Christian Richter | 16.09.2022 11:34 Uhr

Diskreter Drahtseilakt

Wie bei jedem privaten Haus fällt es schwer, sich in die persönlichen Entscheidungen der Bauherr:innen und Architekt:innen einzufühlen.
Es fällt auf verschiedenen Gestaltungsebenen eine ungewöhnliche Balance gegensätzlicher Qualitäten auf: das grundsätzlich opulente Volumen ist sehr klar in kleine, fast schon enge Räume gegliedert, die jedoch eine große Raumhöhe besitzen. Das sieht man selten, es erweitert den strenge, konventionellen Grundriss in die dritte Dimension. Sehr reizvoll ist, dass dieser Effekt durch die Farbgestaltung noch weiter ausgebaut wird. Auch hier wiederum in einem irritierenden Spiel zwischen materieller Kargheit des Linoleums und Freude an der Farbe.
Als unbeteiligtem Dritten erschliessen sich mir auch die hohen Brüstungen der Haupträume nicht, die eine konventionelle Vorstellung von "Wohnlichkeit" in die niedrigeren Räum verlagern.
Ein Haus, das seine Bewohner auch fordert - man darf annehmen, dass das auch genau so gedacht war.

1

lassie | 16.09.2022 08:30 Uhr

Garage

schöne Garage

 
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