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26.07.2021
Herausforderung des Vernakulären
Wohnhaus in Portugal von Atelier fala
Es klingt wie der Anfang eines Architekt*innenwitzes: Für ihr Wohnhaus in der Stadt Vila Nova de Famalicão zwischen Lissabon und Braga wünschte sich die Bauherrschaft, dass es „wie ein Haus aussieht“. Atelier fala (Porto) veranlasste diese Äußerung dazu, über den Begriff der Häuslichkeit nachzudenken. Ziel war es, ein „challenged vernacular“ zu realisieren – eine Herausforderung des Vernakulären und eine Architektur, die zugleich Vertrautheit und Verwirrung impliziert. Dabei griffen die Architekt*innen auf die auch in ihren früheren Projekten so charakteristische Methode der Collage mit vielen Pastelltönen zurück.
Das kleine Häuschen mit 115 Quadratmeter firmiert unter dem Namen House under a Big Roof und liegt in einem kleinen Garten, umgeben von Nachbargebäuden. Irritationsmomente schaffen Details, die mit dem Prinzip „Haus“ spielen. Der Schornstein ist blau und so exponiert, dass er auch von der Straße gut sichtbar ist, die Hauptfassade ist sowohl seitlich als auch nach oben hin von rohen Betonelementen eingefasst, der Haupteingang pathetisch in die Länge gezogen. Okuli und quadratische Fenster wechseln sich ringsum am Bau ab. Das Schrägdach mit traditionellen Keramikfliesen ziert ein abstraktes Muster. Das ganze Haus ruht, was man erst auf den zweiten Blick bemerkt, auf einer flachen Basis aus schwarzen und weißen Fliesen, und scheint so dem Irdischen ganz leicht enthoben.
Im Innenraum herrschen sanfte Farbgebung und weiche Materialität. Dünne Holzbalken tragen babytaubenblaue Decken, Türen in der gleichen Farbe treffen auf marmorierte Oberflächen. Der quadratische Grundriss wurde zerschnitten, der schmalere Bereich ist als durchgehender Raum gestaltet, welche die öffentlicheren Funktionen des Hauses beherbergen soll. In dem spartanischen Raum mit Parkettboden findet eine offene Wohnküche Platz. Zwei Türen führen von hier in einen geradezu verwinkelten hinteren Bereich mit einer Reihe von mehrfach geknickten Zimmern für Schlafzimmer und Bäder. So entsteht den Architekt*innen zufolge eine „erotische Dualität“. Bevor man sich die Grund- und Aufrisse ansieht, lohnt ein Blick auf die von fala angefertigte Collage, die sich mit ein bisschen Muße leicht entschlüsseln lässt. (stu)
Fotos: Ricardo Loureiro
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