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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohnhaus_in_Pflersch_von_Naemas_Architekturkonzepte_8173759.html

10.03.2023

Verzierungen der Vergangenheit

Wohnhaus in Pflersch von Naemas Architekturkonzepte


Das schöne Pflerschtal in Südtirol erstreckt sich über 16 Kilometer nahe der Grenze zu Österreich. Noch immer stark von bergbäuerlichen Strukturen geprägt, finden sich hier zahlreiche kleine Streusiedlungen. Eine davon ist die Ortschaft Pflersch mit gerade einmal 650 Einwohner*innen. In die alpine, von hohen Bergkämmen umgebene Landschaft fügten Naemas Architekturkonzepte aus Bozen zwei zurückhaltende Volumen aus dunklem Lärchenholz ein. Das von außen als getrennt wahrgenommene Ensemble ist unterirdisch miteinander verbunden und trägt den Namen Zierhof mit Stube.

Nachdem der Erbhof der Bauherrschaft aufgrund eines Vollbrands vollständig zerstört worden war, äußerte diese den Wunsch, das neue Gebäude an einer komplett anderen Stelle errichten zu lassen, so die Architekt*innen. Gesagt, getan: Der nach mehreren Analysen zu Belichtung und Ausrichtung ausgesuchte Standort befindet sich in Hanglage, ähnlich dem abgebrannten Hof und liegt nicht weit von diesem entfernt. Dadurch ergeben sich die gleichen Ausblicke wie zuvor, etwa auf eine denkmalgeschützte Kapelle oder auf einen „Jahrzehnte alten Apfelbaum einer längst ausgestorbenen Apfelsorte“. Ausrichtung und Orientierung seien wichtig gewesen, um den Schicksalsschlag zu verarbeiten und für eine neue Identitätsfindung zu sorgen, sagen Naemas.

Das Bedürfnis, an das Verlorene zu erinnern, gleichzeitig aber auch mit der Vergangenheit abschließen zu können, spiegelt sich in dem auffälligen Mix aus Alt und Neu wider. Dabei kombinierten die Architekt*innen eine zeitgenössische Architektursprache mit Zitaten der Vergangenheit. Ganz offensichtlich tritt dieses Konzept in Form der in die Fassade und Möbelstücke eingearbeiteten Verzierungen in Erscheinung. Das Muster der in das dunkel lasierte Lärchenholz gefrästen Ornamentik stammt vom alten Erbhof. Als Kontrast dazu wurden die Loggien in hellem, naturbelassenem Lärchenholz ausgekleidet.

Noch deutlicher wird die Mischung im Inneren: Während die Räume der einen Einheit durch den Einsatz von Lärche, Naturstein und Leinenstoff an die moderne Interpretation einer bäuerlichen Stube erinnern, weckt das Innere des zweiten Baukörpers – geprägt durch eingefärbten Sichtbeton, Terrazzoböden und dunkle, intensive Farbtönen – eher Assoziationen an eine Stadtwohnung. Hinzu kommen Original-Möbelstücke aus vergangenen Tagen wie etwa alte Bauernstühle oder handbemalte Elemente. (dsm)

Fotos: Gustav Willeit


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