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08.07.2020

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Wellblech auf der Wiese

Wohnhaus in Nümbrecht von Aretz Dürr Architektur


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Im oberbergischen Nümbrecht hat das junge Kölner Büro Aretz Dürr Architektur ein reduziertes Einfamilienhaus realisiert, das über seine vollständig verglasten Seitenwände die Landschaft in den Wohnraum einbezieht. Entwurfsaufgabe war es, ein kostengünstiges und zugleich nachhaltiges Gebäude zu errichten. Durch einen großzügigen Dachüberstand sollte es zudem Außenräume für die verregneten Sommertage im Bergischen Land vorhalten.

Auf das 2019 von Sven Aretz und Jakob Dürr gegründete Büro aufmerksam geworden waren die Bauherren über dessen Erstlingswerk auf dem Nachbargrundstück, das 2013 fertiggestellte Haus F1. Bauen wollte die vierköpfige Familie schon länger, was fehlte waren Architekten und Grundstück. Wie es auf dem Land oft ist, die Dinge sprechen sich herum, und so waren die Urheber von Haus F1 schnell gefunden und wussten obendrein auch, dass das Nachbargrundstück zu veräußern ist.
 
Im Gegensatz zu Haus F1 wächst das 190 Quadratmeter Wohnfläche bietende Haus D6 rechtwinklig aus dem abfallenden Gelände heraus. Ein für die hügelige Gegend typischer Sockel – hier aus Stahlbeton – hebt die Wohnräume über das Hanggelände. Die Kubatur orientiert sich am klassischen Langhaus, dementsprechend nehmen die Haupträume im Erdgeschoss hintereinander aufgereiht die gesamte Gebäudebreite ein. Im Süden, zur Giebelseite und Aussicht hin, ist der vollverglaste Wohnbereich angeordnet, gen Norden finden sich ebenerdig Garage und Abstellräume. Privatere Schlaf- und Rückzugsräume sind dagegen unterm Dach untergebracht.
 
Die Auskragung des Giebeldaches ist entsprechend den Sonnenständen in Sommer und Winter ausgerichtet. So schützt der Schattenwurf den verglasten Wohnraum und die ihm an den Schmalseiten vorgelagerten geländerlosen Veranden im Sommer vor Überhitzung. Im Winter hilft die flachere Sonneneinstrahlung den Wohnraum aufzuwärmen, der dunkle Zementestrich am Fußboden wirkt dabei als aktiver Nachtspeicher. Die hinterlüftete Dachhaut aus gewelltem Metall begünstigt den sommerlichen Wärmeschutz, da sie durch ihre geringe Masse die Hitze nicht so lang speichert wie ein dick gedämmtes Pendant. Zusammen mit großformatigen Dachfenstern kühlt sie über Nacht effektiv aus.
 
Die materialsparende Konstruktion in Stahl- und Holzskelettbauweise ist durchgehend reversibel ausgeführt. Die stählernen Pendelstützen stehen entlang der Traufe in einem Abstand von 5,40 Metern. Die Hauptträger sind mit den Stützen verschraubt und dienen der Aufnahme schlank dimensionierter Holzbalkendecken. Der geglättete Estrich im Erdgeschoss wurde lediglich imprägniert. Wie alle anderen Bauelemente im Haus ist er Teil einer natürlichen Farbpalette, die sich an den Tönen unbehandelter Materialien orientiert. Das silbrige Wellblechdach spiegelt die Landschaft und den Himmel in allen Lichtstimmungen wieder. Kein Wunder, dass das Projekt auf der Shortlist des DAM Preis 2021 gelandet ist. (tl)

Fotos: Luca Claussen Fotografie


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

13

peter | 09.07.2020 09:29 Uhr

der charme einer umgebauten garage.

ich würde da nicht gerne leben.

12

mages | 09.07.2020 09:18 Uhr

Haar in der Suppe

Schönes Haus, klar, stringent, eigenwillig aber (wahrscheinlich) doch gut in die Umgebung eingepasst.
Aber: Bei welchem Wetter soll man darin wohnen? Kaum Masse, Blechdach ohne erkennbaren Schallschutz? Im Sommer Barackenklima, im Winter nach 10-minutiger Lüftung ausgekühlt (gut, vielleicht unterschätze ich die wärmespeicherfähigkeit des Bodens...)? Wäre interessant, wie sich das tatsächlich verhält.

11

Peggy Krause | 09.07.2020 08:11 Uhr

Wellblech vs. Schallschutz

Auf den ersten Blick wunderschön. Doch dann frage ich mich wie das mit dem Schallschutz ist. Besonders in Bezug auf die lieben Kleinen, die eigentlich immer einen ganz anderen Tagesryhtmus zu haben scheinen, und dem Blechdach natürlich...
Gibt es da Erfahrungsberichte der Nutzer?
Für diese großes Lob! Solche konsequenten Bauherrn hätten wir auch gern.

10

Lorem Ipsum | 09.07.2020 08:10 Uhr

da wohnt mein Chef!

"Man sieht's!" :-)

9

STPH | 09.07.2020 08:03 Uhr

...

Komplette Abrüstung, kein Rückzug
Überall dringt Raum ein, gerade mal ein bisschen Wetterschirm. Reduziertes Haus als Erinnerung, nur Eigenschaft

8

dethomas | 08.07.2020 21:57 Uhr

sehenswert

och - seit ihr hübsch kleinkarriert, altmodisch und wahre scheuklappenträger.
wahrhaft konservativ gabs aber nur gestern!
(da entstand übrigens auch dieses haus.)

7

schlawuki | 08.07.2020 20:49 Uhr

dreirad

das ist ein toll gemachtes haus.
keine frage.
bild 11 zeigt aber exemplarisch warum man so nicht wohnen möchte:

blick auf den greulichen sprenggiebel des nachbarn.
der schaut im gegenzug rein.
aufs dreirad.
naja...

6

Max | 08.07.2020 20:13 Uhr

Gelungen

Hach!
Einfach!
Schön!

5

Jan | 08.07.2020 17:51 Uhr

gut

Es ist bemerkenswert schlicht, klar und gut durchgearbeitet.
Man könnte den Gittersteg im Obergeschoss auf das Gefühl der Wohnlichkeit kritisch hinterfragen. Aber der bauherr legt wahrscheinlich eben keinen Wert drauf zu Hause Barfuß herumzulaufen. Geschenkt!

Aber wie toll wäre als Kontrast zum klaren, schlichten Haus ein richtig wilder, wuchernder Garten vom Fenster!

4

tiffys witwer | 08.07.2020 17:43 Uhr

je sius dachüberstand

...ohne dachrinne, aber mit dachüberstand!
das ist meine butze!
allerdings würde ich umbauen:
-30% anteil glas.
also fast nix ändern...

3

Michael | 08.07.2020 16:22 Uhr

W O W !

Wow, das hat in seiner Einfachheit und Klarheit schon fast etwas japanisches. Und auch diese Offenheit im Erdgeschoss finde ich sehr schön. Glückwunsch an den Bauherrn und die Architekten. Absolut tolles Projekt. Ich bin wirklich begeistert.

Und ja, es geht auch ohne Dachrinne.

2

alfred hitchcock | 08.07.2020 16:02 Uhr

wer im glashaus sitzt

offenheit (allem gegenüber) in allen ehren, aber die fehlende privatsphähe bei angeschaltetem licht wenn die sonne hinterm horizont verschwunden ist, find sogar ich zum fürchten

1

auch ein | 08.07.2020 15:42 Uhr

architekt

sehr schön gemacht!

preiswert war es sicher nicht, auch hat der planer sehr viel zeit gebraucht für die detaillierung des fertigbaus. aber seis drum, das ergebnis ist toll!

mir wäre es zu offen den nachbarn gegenüber, aber das muss ja jeder selbst wissen wie er das möchte.

 
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