Vor wenigen Wochen erst stimmte eine Mehrheit der australischen Wahlberechtigten gegen eine Gesetzesänderung, die indigenen Bevölkerungsgruppen weitergehende Rechte einräumen sollte. Die besondere Bedeutung, mit der das Thema in Australien behandelt wird, lässt sich auch in der Pressemitteilung des Büros Edition Office (Collingwood) zur Fertigstellung eines Einfamilienhauses in Mossy Point erahnen. Gleich unter der Bauaufgabe und dem Entstehungsort geben die Architekt*innen an, dass das Areal im Südosten Australiens vormals dem Stamm der Yuin gehört habe.
Die äußere Gestalt des Hauses folgt dem unmittelbaren Vorgängerbau, der in Asbestzementplatten gekleidet war. Durch die neuerliche Entscheidung für Zementelemente habe man einen Bezug zu den silbergrauen Stämmen der sogenannten Ghost Gum-Bäume herstellen wollen, erklären die Architekt*innen. Die Myrtengewächse bestimmen das Grundstück ebenso wie ein Höhenversprung. Zwischen den unterschiedlichen Niveaus vermittelt ein Hanggeschoss, das außer einem Schlafzimmer vor allem Lagerflächen bietet. Tief in den Baukörper eingeschnitten ist eine Terrasse: Diagonal zur Grundrissgeometrie öffnet sich darüber ein quadratischer Luftraum, der Obergeschoss und Dach durchstößt.
Der Durchbruch gliedert auch die Wohnetage. Sehr traditionell trennt er das Geschoss in einen gemeinschaftlichen Bereich, der im Westen zu finden ist, und die östlich gelegenen Schlafräume. Auch in der Firstlinie des Satteldachs tritt der von den Architekt*innen als sky diamond bezeichnete Einschnitt noch in Erscheinung. In Analogie zum diagonal angeordneten Luftraum haben die Planer*innen zudem die Schrägen des Giebels massiv akzentuiert. Lässt diese Entscheidung an die Architektur der Postmoderne denken, verweist die Ausstattung der holzverkleideten Innenräume zugleich auf die europäische Avantgarde – einschließlich eines Exemplars des Wassily Chair, den Marcel Breuer am Bauhaus entwarf. (ree)
Fotos: Rory Gardiner
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Till | 15.11.2023 09:27 Uhr...
Abgesehen von der offensichtlich kritischen Lage in einer "indigenen Zone" ist das ein wunderschönes, sinnliches, starkes Projekt und ich bin sehr verwundert über die ausschließlich negativen Kommentare hier.
Auch die Entscheidung, das Dach so schwer auszuführen, finde ich hier gut inszeniert und formal gerechtfertigt, auch im Zusammenhang mit dem "sky diamond". Die Qualität des Innenausbaus und der Holzvertäfelungen soll eine/r von Euch Kritikern erst einmal so hinbekommen!
Und: Kann/Muss man Architektur von Design trennen? Nein.