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23.02.2021

Um die Bäume herum

Wohnhaus in Mellensee von Peter Grundmann


Schon seit einigen Jahren macht der Berliner Architekt Peter Grundmann mit einer Serie von ebenso komplexen wie kostengünstigen Häusern auf sich aufmerksam. Ein Teil der Arbeit wird oft in Selbstbau erledigt. Es geht Grundmann eigenen Aussge zufolge dabei nicht um ein strategisches Lehrbeispiel, sondern um Autonomie. Nun ist nach seinen Entwürfen ein weiteres Low-Budget-Haus in Mellensee, gut 50 Kilometer südlich von Berlin entstanden.

Das Grundstück im Westen der Gemeinde war mindestens seit den 1960er Jahren unbebaut, umzäunt und wurde wohl auch kaum betreten. In dieser Zeit ist ein kleiner Wald aus hohen Nadel- und Laubbäumen gewachsen, den Grundmann flugs zum Ausgangspunkt für seinen Entwurf machte. Auch am unweit gelegenen Klein Köriser See wurde erst kürzlich ein Eigenheim um den Baumbestand herum geplant. „Wir wollten für das Haus keinen einzigen Baum fällen“, sagt er. Um außerdem die Wurzeln zu schonen und die Bodenversiegelung zu minimieren, wurde der eingeschossige Pavillon – wie auch sein Projekt „Haus Neiling II“ in Hoppenrade – durch schlanke Doppel-T-Stützen um 1,20 Meter angehoben. Darauf ruht eine Bodenplatte aus Holz. Der Raum darunter lässt sich als Lager- oder Spielraum nutzen.

Auf dieser über die flache Landschaft erhöhten Platte entsteht ein Haus, das quasi als ein einziger Raum zwischen den Bäumen fließt. Drei Bäume bilden Aussparungen am Rande des Grundrisses, mittig wird ein Baum von einem quadratischen Patio umgeben. Eine raumhohe Glasfassade umschließt den Baukörper vollständig, sie besteht hier und dort aus semitransparenten Paneelen. Das Gebäude hat keine einzige Innenwand – die Raumsequenzen im Inneren ergeben sich alleine durch den mal weiten, mal schmalen Parcours zwischen den Bäumen. Dabei entstehen direkte Sichtbeziehungen in teilweise verwirrenden Überlagerungen zu den anderen Bereichen des Hauses. Es wirkt dadurch deutlich weitläufiger als die 140 Quadratmeter Wohnfläche, die hier entstanden sind.

Dabei ist die Grundstruktur des Bauwerks sichtlich roh: Alle verwendeten Materialien liegen offen, Betonfußboden, Glasfassade, Metallrahmen, Diagonalverstrebungen, Holzdecke, Stützen. Die Montage der Fassade, der Bau von Einbauschränken, Möbeln und Innentüren sowie die Außentreppe wurden im Selbstbau erledigt. Die Baukosten (KG 300 und 400) lagen so letztlich bei 235.000 Euro, was einem Quadratmeterpreis von 1.679 Euro entspricht. Auf einen Sonnenschutz wurde verzichtet. Wieso, fragt Peter Grundmann zurück, das Haus stehe doch zwischen Bäumen. „Und im Winter, wenn das Laub fehlt, ist die Sonneneinstrahlung ja gewollt.“ Beheizt wird das Heim zusätzlich mit einer Luftwärmepumpe. (fh)

Fotos: Peter Grundmann


Zum Thema:

Ein kurzes Portrait über Peter Grundmann gab es schon in der Baunetzwoche#161: „Die glücklichen Architekten in Meck-Pomm“.


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