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28.03.2025

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Von Kanälen und Kammern

Wohnhaus in Marokko von Leopold Banchini Architects und Sana Nabaha


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Zwei uralte Wassersysteme beleben das Al-Haouz-Becken zwischen Marrakesch und Atlasgebirge: die Fließarme der Mesref-Kanäle und die unterirdischen Kammern der Khettaras. Dank ihnen kann seit über tausend Jahren Wasser aus dem Atlas nach Marrakesch geleitet und für die Landwirtschaft genutzt werden. Seit letztem Jahr steht das experimentelle Wohnhaus Dar El Farina von Leopold Banchini Architects (Genf) und Sana Nabaha (Marrakesch) in der dortigen Wüstenlandschaft, dessen Form laut Architekt*innen von den menschengemachten Bewässerungssystemen der Region inspiriert ist.

Die Konzeption des Hauses ist radikal reduziert. Es zeigt sich als sehr langgestreckte, fast korridorartige Raumsequenz, bei der nur einzelne Abschnitte abgeschlossene Innenräume im klassischen Sinne sind. Obwohl von Schweizer Architekt*innen federführend entworfen, könnte der „Erdriegel“ schon fast als indigenes Kulturgut gelesen werden. Dar El Farina scheint mit seiner aus Stampflehm errichteten Hülle nahtlos aus der dürren Landschaft zu wachsen, deren Farbtöne zwischen Ocker und Siena changieren. Dass hier von Menschenhand geschichtet wurde, fällt jedoch spätestens beim Betrachten der gemauerten geometrischen Grundfiguren auf dem Dach auf.

Betritt man das Haus, erklärt sich die Funktion dieser Dachaufbauten sofort. Sie bekrönen eine Reihe zenitaler Einschnitte, deren Präsenz im Haus durch farbig glasierte Fliesen betont wird. Unter den Öffnungen bildet sich jeweils eins zu eins die Form des Mobiliars ab. Sitznischen, Wasserbassins und auch das Bett sind wie in Stein gemeißelt. Sie sind Teil des Baukörpers und werden lediglich durch einen Fliesenkranz vom übrigen Erdboden abgehoben. Sämtliche Einschnitte und Möbel wie die Drehtüren orientieren sich streng an der Mittelachse und verleihen dem scheinbar endlosen Trakt damit eine zusätzliche Dramatik.

Bei diesem konsistenten Gestaltungsansatz und der rohen orthogonalen Formsprache würde ein reguläres Möbelstück – wahrscheinlich selbst ein Sessel aus traditionellem Korbgeflecht – wie ein Fremdkörper wirken. Mit Dar El Farina ist den Architekt*innen ein bemerkenswerter Entwurf gelungen, der eine geradezu sakrale Atmosphäre ausstrahlt. Durch steinerne Wasserbecken sowie dem Wechsel zwischen geschlossenem und offenem Raum machen sie den Bezug zu den Mesrefs und Khettaras spürbar. (tg)

Fotos: Rory Gardiner


Zum Thema:

Mit ihrer Textilfabrik in Bahrain zeigten Leopold Banchini Architects vor Kurzem, dass sie gerne traditionelle Baukultur mit zeitgenössischem Ausdruck verknüpfen.


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

4

Arcseyler | 30.03.2025 08:38 Uhr

.www

Es ist ja nicht so, dass alle so bauen. Was unser liebes Baumnetz team hier kultiviert ist der Raumkult. Die Lust, der Moderne unter die Motorhaube zu schauen, wo das alles hin will.Viele gelungene moderne Bauten sind solche Raumtempel. Nur, wer lebt schon gerne in einem Tempel. Architekten sind Raumpriester.

3

Angela Brühl | 29.03.2025 08:12 Uhr

lost place

Kunst statt bewohnbarer Architektur, nur zum Gucken, wer soll denn da wohnen?

2

Arcseyler | 28.03.2025 16:14 Uhr

.de

Auch hier fast ein Observatorium für den Zenit, inmitten der Niemandsebene. Nur die rituelle Treppe hätte sich begehbar angeboten. Für nächtliche Bewusstseinserweiterung.

1

Mano | 28.03.2025 15:51 Uhr

...

Zeit, niederzuknien

 
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