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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohnhaus_in_Dernau_von_studio_hertweck_8137187.html

17.02.2023

Massiv im Ahrtal

Wohnhaus in Dernau von studio hertweck


Mit dem Entwurf eines Einfamilienhauses namens Glasner House, das in Dernau an der Ahr entstanden ist, möchte das aus Luxemburg stammende studio hertweck (Differdange) erklärtermaßen an eine traditionelle Typologie anschließen. Von der Straße aus ist die Verwandtschaft zum Hofhaus, wie es für die Region im Norden von Rheinland-Pfalz charakteristisch ist, allerdings kaum zu erkennen. Neben der schlichten Geometrie und den großformatigen Fenstern dürfte das auch der Materialwahl geschuldet sein. Der Betonsockel und das metallene Schiebetor muten unmissverständlich modern an. Wenn auch der Neubau auf den ersten Blick so gar nicht an traditionelle Bauweisen erinnern mag, so trägt er doch den besonderen Ortsbedingungen Rechnung: Im Fall von Hochwasser kann der untere Teil geflutet werden, ohne dass die darüberliegenden Wohnräume Schaden nehmen.

Im Unterschied zum Hanghaus im nahegelgenen Sinzig, das nach Plänen desselben Büros vollständig als Betonbau errichtet wurde, handelt es sich bei dem Bau in Dernau um eine Mischkonstruktion. Nur der Sockel, der Stellplätze und Funktionsräume beherbergt, und der südliche Teil des Obergeschosses wurden in Beton ausgeführt. In Holzbauweise ist hingegen die nördliche Hälfte der Wohnebene entstanden, in dessen Mitte sich dann ein Freiraum auftut. Partiell bepflanzt und zu drei Seiten von Korridoren gesäumt, gleicht er tatsächlich weniger einem Atrium als einem Klosterhof.

Die Orientierung an historischen Typologien verbindet der Entwurf mit einem Bewusstsein für künftige Entwicklungen. Bedingt durch den Klimawandel dürfte in den kommenden Dekaden nicht nur die Zahl, sondern auch die Schwere der Unwetterereignisse zunehmen. Deshalb hebt der Sockel die Wohnräume deutlich über die Jahrhunderthochwasserhöhe hinaus. Allerdings stieg die Ahr im Sommer 2021 weitaus höher und erreichte einen Pegel, der zwei Zentimeter über der Oberkante des Fertigfußbodens lag. Das Flutwasser, das zwischen Bodenplatte und Estrich drang, tränkte die Dämmung und machte eine umfassende Renovierung des gerade bezogenen Neubaus erforderlich. Mittlerweile ist das Haus, das insgesamt 222 Quadratmeter Fläche umfasst, wieder bewohnbar. (ree)

Fotos: Bildpark / Veit Landwehr


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