Béton brut hat in Buenos Aires Tradition. Die beeindruckende Betonskulptur der Argentinischen Nationalbibliothek wurde 1961 entworfen, aber erst in den Neunzigerjahren eingeweiht – die Bauarbeiten hatten 1971 begonnen. Das kürzlich fertiggestellte Wohn- und Geschäftshaus von HM.Arquitectos _ Fernando Hitzig & Leonardo G. Militello (Buenos Aires) steht in der Tradition des Brutalismus – roher Beton und Stahlelemente bestimmen das Erscheinungsbild. Allerdings war es bereits nach zwei Jahren fertiggestellt. Im Gegensatz zu den benachbarten Hochhäusern im Stadtteil San Telmo fügt sich der Neubau entsprechend der Bauvorschriften ins geschlossene Straßenbild.
Der Eingang liegt tiefer als die Staße, um zusätzliche Flächen auf dem begehrten Grundstück zu schaffen. Die Wohnungen sind entweder zur Straße oder zum Hof ausgerichtet und mit großen Balkonen ausgestattet. Eine gemeinschaftliche Dachterrasse und vier private, über Wendeltreppen erschlossene Dachterrassen bieten zusätzlichen Außenraum mit Blick auf das Umfeld aus Wohnhochhäusern, Universitätsbauten und repräsentativen Museen.
Die strukturierte Masse der Betonbrüstungen über der transparenten Sockelzone verschafft dem Stadthaus zur Straße eine starke Präsenz. Mit Brüstungen aus Metallnetz wirkt die rückwärtige Fassade wesentlich leichter und privater. Mit unterschiedlichen Oberflächen im Innen- und Außenraum beweisen Hitzig und Militello einmal mehr, dass sie vor allem für ihre Innenarchitektur bekannt sind. (dd)
Fotos: Federico Kulekdjian