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26.06.2020
Zuckerguss und Kord-Effekt
Wohnhaus in Brisbane von Peter Besley
Für Kinder sei die Sache klar, berichtet der britische Architekt Peter Besley: Das von ihm entworfene Couldrey House am westlichen Rand der australischen Metropole Brisbane komme ihnen wie ein Kuchen mit Zuckerguss vor. Erwachsene hingegen zögen Vergleiche mit Baumrinde und Sedimentgestein. Er selbst spricht von einem „Kord-Effekt“: Aus den Fugen des Mauerwerks aus weißen Ziegeln quillt in dicken Schichten der Mörtel hervor und sorgt für eine roh wirkende und sehr haptische Textur. Insbesondere die monolithische Frontfassade mit der skulptural umformten Eingangstür à la „Alice im Wunderland“ zieht geradezu magisch den Blick an und macht neugierig auf das, was dahinter liegen mag.
Es ist ein zweigeschossiges, 320 Quadratmeter fassendes Wohnhaus für einen engen Verwandten des Architekten, das Besleys Büro mit Sitz in London und Brisbane am Fuße des die Stadt überblickenden Mount Coot-Tha konzipiert hat. Fasziniert von der Topografie der Berglandschaft aus Granit wollte er einen soliden, geerdeten Bau erschaffen: Fest und dauerhaft wie ein Fels, erklärt Besley in der Projektbeschreibung seine Gestaltungsidee, die noch im Kontext des von ihm einst mitgegründeten Büros Assemblage entstand. Dieser Ansatz steht quasi konträr dazu, wie sonst gerne in dem von subtropisch-feuchtem Klima geprägten Bundesstaat Queensland gebaut wird. Die traditionellen, als „Queenslander“ bezeichneten Wohnhäuser bestehen aus Holz und Leichtbaumaterialien und schweben aufgeständert über dem Boden.
Doch auch Besleys massives Haus sorgt für gute Kühlung – schon allein aufgrund seiner thermischen Masse. Während die äußere Hülle aus Ziegelmauerwerk besteht, bilden 30 je neun Meter lange Betonplatten Decken und Böden. Und so abgeschlossen wie zur westlichen Straßenseite zeigt es sich nur noch an der Südfassade. Nach Norden und Osten hingegen öffnet es sich mit fast vollflächigen Verglasungen in Form von Schiebefenstern und -türen wie ein modernistischer Pavillon äußerst großzügig zur grünen Umgebung. Neben fantastischen Ausblicken ist so auch eine natürliche Durchlüftung der Räume möglich – im Erdgeschoss liegen die Schlafräume, im Obergeschoss ein großer, offener Wohnbereich. Darüber hinaus laden die hier in das circa ein Meter hohe Mauerwerk der Längsfassade integrierten Pflanzkästen zur Begrünung ein, damit in Kombination mit dem davorliegenden Garten ein angenehmes Mikroklima entstehen kann. (da)
Fotos: Rory Gardiner
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