Nach nur zehnmonatiger Bauzeit (siehe BauNetz-Meldung vom 6. Juli 2007) können die Mitglieder der Baugruppe E3 ab heute in das Mehrfamilienhaus in der Esmarchstraße 3 in Berlin-Prenzlauer Berg einziehen. Die Architekten Tom Kaden und Tom Klingbeil werden hier – als Mitglieder der Baugruppe – ebenfalls wohnen. Das Haus beinhaltet sechs Wohnungen und eine ebenerdige Gewerbeeinheit mit zwischen 105 bis 148 Quadratmetern Wohnfläche. Durch ein statisches Grundgerüst ohne tragende Innenwände konnten die Grundrisse der Wohnungen individuell von jedem Eigentümer gestaltet werden. Die Lösungen reichen vom offenen Loft bis zum eher geschlossenen Wohn- bzw. Arbeitsgrundriss.
Der Neubau des siebengeschossigen Mehrfamilienhauses ist prinzipiell eine Holzfachwerkbauweise, deren tragenden Bauteile als massive Brettschichtholzquerschnitte mit Holz-Beton-Verbund-Decken ausgeführt wurden. Zwei interne Versorgungsschächte aus Beton werden in der Innenraumgestaltung durch das Freilassen der Betonoberflächen deutlich betont.
Das Wohngebäude wird über das separate, offene Treppenhaus aus Stahlbeton erschlossen. Durch den schmalen Luftraum zwischen Haus und Treppe führen Brücken zu den Wohneinheiten. Damit wollten die Architekten eine Lösung vermeiden, die die Baulücke „von Brandwand zu Brandwand“ geschlossen hätte. Alle Fassaden werden durch die schachbrettartige Anordnung von geschlossenen und transparenten Elementen strukturiert und sollen plastisch als gestapelte Kuben in Erscheinung treten. Die dichte Gebäudehülle reduziert den Wärmeverlust – eine Lüftungsanlage sorgt für eine „staub- und lärmfreie Be- und Entlüftung“. Die diffusionsoffene Konstruktion, bei der Feuchtigkeit aus der Raumluft aufgenommen und bei Bedarf wieder abgegeben wird, soll dabei ausgleichend auf das Raumklima wirken und eine angenehme Wohnatmosphäre erzeugen.
Zu den Besonderheiten der Konstruktion schreiben die Architekten:
„Die Holzkonstruktion charakterisiert sich durch ihr Tragskelett aus Stützen und Riegeln, welche eine größtmögliche Fassadentransparenz und somit passive Solarenergiegewinne und im Inneren eine völlig freie Grundrissgestaltung ermöglicht. Die Aussteifung des Wohngebäudes erfolgte mittels Windverbänden in den Massivholzaußenwänden. Die Ausführung der Holzbetonverbunddecken mit Auflagerung auf die Riegel bzw. den Flachunterzug, welcher von einer Brandwand über die beiden Medienschächte zur ‚Dritten Fassade‘ spannt, ist ein Novum – auf diese Art konnten erhebliche Konstruktionshöhen gespart und die Sturzhöhen minimiert werden. Um diese Ausführung zu ermöglichen, mussten völlig neue Detaillösungen entwickelt werden.
Die Restwärme für das Gebäude wird über eine Fernwärmeleitung generiert und die Warmwassererzeugung erfolgt im Wesentlichen über eine Solaranlage. Zudem gibt es eine kontrollierte Be- und Entlüftung.
Das Projekt e3 hat auch aufgrund der Auseinandersetzung mit dem Thema Brandschutz einen europaweiten Modellcharakter. Vor der Novelle der Musterbauordnung im Jahre 2002 war der Holzbau auf maximal drei Geschosse beschränkt. Doch auch gemäß der neuen Berliner Bauordnung dürfen Holzbauten höchstens fünfgeschossig errichtet werden, so dass ein 7-geschossiges Gebäude in Holzbauweise auch in dieser Hinsicht eine absolute Besonderheit darstellt. Es wurden mit den Brandschutzingenieuren Strategien erarbeitet, die nachweisen, dass aufgrund einer intelligenten Planung auch der Baustoff Holz unter Beachtung von konstruktiven und anlagentechnischen Maßnahmen ein der Massivbauweise vergleichbares Sicherheitsniveau erreicht.
Holz als erneuerbare, stetig nachwachsende Ressource garantiert kurze Transportwege, geringes Eigengewicht, energiearme und CO² neutrale Verarbeitung, wodurch die Ökobilanz eines Holzgebäudes bei ressourcengerechter Verarbeitung stets positiv ausfällt. Der Primärenergieaufwand für den kompletten Rohbau des Projektes e3 liegt bei lediglich 30 Prozent einer traditionellen Massivkonstruktion. Die Pfosten-Riegelkonstruktion des Gebäudes mit aussteifenden Massivholzwänden wird als tragendes, raumabschließendes, dämmendes und feuchtigkeitsregulierendes Bauelemente verwendet. Die hervorragenden wärmetechnischen Eigenschaften des Baustoffs Holz sorgen im Zusammenspiel mit der Außendämmung für einen garantierten Energiebedarf von weit unter 40 kWh/m².“
Zum Thema:
Internetseite zum Projekt
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Ulf Weigelt | 18.03.2015 15:11 UhrUmsetzung mit Schwächen
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Tom Kaden gute Entwürfe zeichnen kann. Wir haben nämlich auch ein solches Holzhaus in Pankow gebaut. Allerdings würde ich jedem Bauherren eine externe Baukontrolle und -überwachung empfehlen! Dank der Sachverständiger haben wir jetzt eine um fünf Jahre längere Gewährleistung für Keller und Dach.