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01.03.2017
Dekonstruktion auf dem Bauernhof
Wohnhaus in Belgien von de vylder vinck taillieu
Romantisch sanierte Bauernhöfe gibt es zur Genüge, doch lässt sich diese Bauaufgabe auch konzeptionell angehen? Das Genter Büro de vylder vinck taillieu versucht es mit einer Gradwanderung. Ihre Eingriffe schneiden einerseits scharf in den Bestand, andererseits reagieren sie umsichtig auf die Gegebenheiten. Mit der neuen Nutzung als Einfamilienhaus werden die einstigen landwirtschaftlichen Nutzflächen restrukturiert und um eine zweite räumliche Schicht ergänzt. Die fungiert als maßstäbliche „Verfeinerung“ – als „Reskalierung des Bauernhofs“, wie es die Architekten selbst beschreiben.
Ein erster Blick auf die Konversion zeigt ein scheinbar ungeordnetes Bild, das allerdings das Ergebnis von pragmatischen, situativen Anpassungen ist. Denn die Anordnung der einzelnen Baukörpern des Bestandes folgte keiner architektonischen Setzung, sondern primär den betrieblichen Notwendigkeiten. Die Einschnitte, die de vylder vinck taillieu vornehmen, änderten die Orientierung der Räume zueinander und zum gemeinsamen Hof. Ein neues, rundes Volumen dient dabei als Verbindungsraum zwischen den beiden großen Schuppen. Der eine wurde zum Wohn- und der andere zum Schlafbereich.
Die alten Gebäude aus Ziegelmauerwerk mit einfacher Tonschindeldeckung transformieren die Architekten mithilfe offener Holzkonstruktionen. Teilweise mit Zementschindeln gedeckt, lassen sie zwischen alt und neu einen deutlichen Kontrast entstehen. Ästhetisch ist diese Mischung interessant, denn es wirkt, als habe man hier die alte Architektur zerlegt und wieder neu zusammengesetzt: Dekonstruktion auf dem Bauernhof. In Kontur und Materialität bleibt also vieles gleich, und doch ist alles anders – nicht zuletzt in der Nutzung. (mg)
Fotos: Filip Dujardin
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