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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohnhaus_in_Apulien_von_DOS_architects_7290956.html

17.07.2020

Der weiße Turm

Wohnhaus in Apulien von DOS architects


Zwölf Meter ragt der weiße Turm in den Himmel. Ihm zu Füßen: ein Ensemble aus Mauern, Räumen und Höfen. Eine Art Ministadt auf 780 Quadratmetern, mit Häusern, Plätzen und Stadtmauer. Inspiriert ist der Neubau von den traditionellen römischen Domus mit einem Innenhof als Herzstück. Der Turm dagegen erinnert an die normannischen Wachtürme, die die Küstenregion im Süden Apuliens prägen. Entworfen hat die ganz in weiß gehaltene Villa das Londoner Büro DOS architects.

La Torre Bianca, der weiße Turm, heißt das Projekt, das unweit des Zentrums von Gagliano del Capo entstanden ist. Nur wenige Minuten vom Meer entfernt liegt der kleine Ort an der Ferse des italienischen Stiefels, zwischen felsiger Adriaküste und den Stränden des Ionischen Meeres. Der Entwurf versucht, so die Architekt*innen, einen Dialog mit dem bestehenden Stadtgefüge herzustellen. So soll der Bau die Beziehung zwischen der Offenheit der Fußgängerzone – sie führt vom Ortszentrum zum Meer direkt am Haus vorbei – und der Privatsphäre des täglichen Familienlebens der Bauherren widerspiegeln.

Obwohl der Bau das gesamte Grundstück umschließt, sollte im Inneren ein Gleichgewicht zwischen überbautem und offenem Raum hergestellt werden, massive Wände sich mit kleineren Nischen abwechseln. Zum Innenhof hin sind die Räume mit großen, doppelverglasten Schiebefenster versehen, um fließende Übergänge zwischen innen und außen zu schaffen. Die Schwelle wird durch ein mit Bambus verkleidetes Vordach aus verzinktem Eisen markiert, das alle Volumen des Hauses verbindet.

Die Architektur des 300 Quadratmeter Bruttogeschossfläche großen Baus wurde bewusst schlicht gehalten, die Materialien vorwiegend lokal beschafft. So sind die Fußböden in den Höfen aus Leccese-Stein, dem typischen Stein der Region. Er zeichnet sich durch eine hohe Porosität aus, was seine Oberfläche lichtabsorbierend macht, ohne das gleißende Sonnenlicht zu brechen. Fensterrahmen und Öffnungen sind aus Holz, um dem weißen Massiv die Strenge zu nehmen.

In der Hitze Süditaliens spielt natürlich auch Belüftung eine wichtige Rolle. Um diese auch von unten zu ermöglichen, wurde der Bau um einen Meter vom Bodenniveau angehoben. Die 45 Zentimeter dicken Wände dienen als thermisches Polster und sollen im Sommer für natürliche Kühlung sorgen sowie die Temperaturen im Winter mildern. Zudem begünstigen die vier Meter hohen Räume den Austausch von warmer und kalter Luft innerhalb des Hauses. Öffnet man die Fenster kann man des nachts sogar auf eine frische Meeresbrise hoffen – die Schlafzimmer der Familie liegen nämlich ganz oben, im Turm. (kat)

Fotos: Carlo Carossio


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