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25.07.2017

Knick in der Optik

Wohnhaus in Amsterdam von Orange Architects


Amsterdams Bevölkerung wächst. Dafür muss Platz geschaffen werden auf holländische Art. IJburg entstand seit Mitte der Neunzigerjahre im Zuge eines Wohnungsbauprogramms als neuer Stadtteil im Osten der Stadt. Inzwischen sind die künstlich aufgeschütteten Inseln zu einem großen Teil bebaut, doch ein zentrales Grundstück ist bis heute frei. Das Rotterdamer Büro Orange Architects wird dort nun ein Wohnhaus errichten – direkt an der Marina gelegen. Das Projekt nenn sich „Jonas“ und soll den Stadtteil um ein weiteres innovatives Wohngebäude ergänzen, das sich durch ein spektakuläres Innenleben auszeichnet. Für diese Entwurfsaufgabe hat sich das Büro, das 2010 gegründet wurde, unter anderem mit seinen Wohntürmen in Beirut und Limmassol empfohlen.

Der geplante Baukörper ist von drei Seiten von Wasser umgeben. Auf der Längsseite im Südwesten liegt der kleine Hafen des Viertels. Der Entwurf für das 29.000 Quadratmeter große, funktional gemischte Programm wurde für den Investor Amvest in Zusammenarbeit mit Felixx Landschaftsarchitekten und dem Kulturentwicklunsgbüro Floor Ziegler entwickelt. Ihre Idee: „Der Name Jonas stammt aus „Jonas und der Wal“, einer Geschichte über Abenteuer, Intimität, Schutz, Sicherheit und Heimat in einem großen Körper. Jonas ist ein robustes Gebäude mit einem warmen Herzen, das sich von der Umgebung abhebt, auch aufgrund seiner besonderen Standortwahl.“ Die Architektur formt sich also aus den Themen, die hier vorzufinden sind: Wasser, Kai und Boote.

Das Gebäude wirkt monolithisch wie scharfkantiger Stein am Ufer. Und doch soll hier vor allem Holz verbaut werden, selbst die projektierte Fassade besteht aus schwarzen Brettern. Durch einen leichten Knick in der Optik fehlt dem Gebäude das Orthogonale und gewinnt damit. Zwar parallel angeordntet, jedoch als unregelmäßig gerastertes Gitter, überziehen raumhohe Fenster das gesamte Gebäude. „Verzerrt“ nennen die Architekten ihr Fensterraster, das unterschiedlichste Fenstergrößen entsprechend dem Raumprogramm vereint.

Die große Überraschung wartet im Inneren: Das Gebäude mit seiner kompakten, skulpturalen Außenwirkung wirkt dort nämlich wie aufgesplittert, die Architekten sprechen von einer ebenso einladenden und warmen wie spektakulären Anmutung. Das zugrunde liegende Konzept basiere dabei laut Orange auf dem traditionellen Holz-Schiffsbau, wobei das Skelett metaphernreiche Räume ermöglicht: von Höhlen, Schluchten, Wäldern oder Bergpfaden ist die Rede. Im Erdgeschoss sind außerdem eine Reihe von Traversen angeordnet und im Atrium sind Bäume vorgesehen. Ein tiefer Schnitt in der Fassade lässt außerdem die umliegende Insel erahnen und ein „Strand“ auf der Dachterrasse lädt zum Sonnen und Baden ein.

Die Sockelzone ist komplett verglast, im Inneren ist Platz für das Zusammentreffen und Zusammensitzen. Neben den öffentlichen Gemeinschaftsräumen sollen sich auch kommerzielle Einrichtungen im Erdgeschoss ansiedeln. Das Ziel lautet allerdings: Keine „faden Büros“, sondern besondere Programme, die ihre Umgebung bereichern. (ds)


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