Es kommt nicht oft vor, dass Architekt*innen bei der Gestaltung eines Hauses oder Gebäudes absolute Freiheit haben. Für das Oranje Huis im belgischen Aalst hatte das lokal ansässige Büro Objekt Architecten nur wenige Vorgaben seitens der Bauherrenfamilie, außer: viel Farbe, einen ungewöhnlichen Entwurf und eine orangefarbene Eingangstür. So konnte das Planungsteam, das etwa mit zwei Umbauten in Geraardsbergen und Aalst durchaus Fingerspitzengefühl bewiesen hatte, im Fall des neu zu planenden Wohnhauses seiner Kreativität freien Lauf lassen. Mit etwas „schrulligem“ Ergebnis, wie es selbst – zumindest auf die straßenseitige Ansicht der Dachkonstruktion bezogen – urteilt.
Zunächst haben die Planer*innen nach eigenen Angaben typische Elemente eines traditionellen flämischen Hauses analysiert. Die Akzentuierung einiger dieser Elemente in Kombination mit einer bewussten Neuinterpretation resultierten schließlich in der Verwendung von Backstein, der jedoch durch Varianz in Farbe, Form, Fugenausbildung und Mauerwerksverband ein recht ungewöhnliches Zusammenspiel ergibt. Fassaden- und Dachausrichtung sowie die Anordnung der Räume und Position der Innenwände folgen im Wesentlichen dem Aspekt optimaler natürlicher Belichtung, was etwa durch Innenfenster noch verstärkt wird. Dazu wurde auf eine große Raumausnutzung Wert gelegt, womit die Wahl auf das Split-Level-Prinzip fiel. An der Südseite kragt das Steildach als Sonnenschutz aus, im Norden erhebt sich der Erschließungskern aus dem polygonalen Gebilde, was eine formale Anspielung auf das typische Element eines Schornsteins sein soll.
Insgesamt wollten die Planer*innen das Volumen des dreigeschossigen Hauses sehr kompakt halten und damit Rücksicht nehmen auf das Budget des Bauherrn während der Bauphase und hinsichtlich laufenden Energieverbrauchs. Für den Griff in die Farb- und Materialkiste im Inneren scheint genug übriggeblieben zu sein. In der Küche finden sich mehrfarbige Terrazzoplatten, dazu gibt es Wand- und Bodenfliesen für Bäder und Treppenhaus in grün- und bläulichen Tönen. Dazu gesellen sich maßgefertigte Möbel in diversen Farb- und Formvarianten und die Eingangstür? Ist natürlich orange. Schließlich soll Frank Sinatra schon gesagt haben: Orange ist die fröhlichste Farbe. (iva)
Fotos: Nathalie Blancquaert, Ypsilon Business Photography
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
8
Baudichtungslaie | 25.02.2023 17:05 UhrGefallen macht schön - das ist das Problem!
Irritation, für sich allein,
kann kein Gestaltungsprinzip sein!
Und auch der Stilbruch ist nur schön,
wo Stil und Bruch zusammen geh´n.
So hoffte ich auf Schönheit hier,
vielleicht hinter der Eingangstür...
doch hinter´s Tageslicht geführt,
verliert man sich im Schräggeviert
in Zwischen-, Treppen-, engen Räumen,
wo man sich abends legt zum Träumen,
vom Wahren, Schönen und vom Guten.
Im Auge der Nachbarn ist´s nicht zu vermuten!