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10.04.2025

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Für Frauen in Not

Wohnhaus im bosnisch-herzegowinischen Gradacac von TEN


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In Bosnien-Herzegowina sind die Folgen des Kriegs der 1990er Jahren bis heute spürbar. Viele traumatisierte Frauen leben ohne ausreichenden sozialen Rückhalt in prekären Verhältnissen. Das 2024 fertiggestellte House for Five ist ein Projekt für ebenjene Frauen. Es liegt im hügeligen Umland der Kleinstadt Gradačac im Norden von Bosnien-Herzegowina und ermöglicht seinen fünf Bewohnerinnen ein autonomes und selbstbestimmtes Leben.

Das Projekt wird von einer Vielzahl engagierte Akteur*innen getragen. Initiiert hat es Hazima Smajlović, die 1993 vor dem Krieg in die Schweiz floh. Sie erbte das Grundstück nahe Gradačac und brachte es in das Vorhaben ein. Unterstützt wurde sie von dem Verein Ingenieure Ohne Grenzen Schweiz. Sie koordinierten mithilfe des eigens dafür gegründeten Vereins Naš Izvor Schweiz das Fundraising, die Bauplanung und -ausführung sowie den Aufbau der Organisationsstruktur.

Den Entwurf lieferte das Architekturstudio TEN mit Sitz in Zürich und Belgrad, die zusätzlich Ganz Landschaftsarchitekt*innen (Zürich) und die Künstlerin Shirana Shahbazi (Schlieren) ins Team holten. Eigentümerin des Hauses und für dessen Betrieb verantwortlich ist die — ebenfalls von Ingenieure ohne Grenzen Schweiz gegründete — Stiftung Naš Izvor in Zusammenarbeit mit der lokalen Frauenorganisation Vive Žene. Die Gemeinde Gradačac unterstützt das Projekt zusätzlich.

Das formal bemerkenswerte Haus schafft eine gemeinschaftliche Wohnsituation für die Frauen. Dafür gliederten die Planer*innen den Baukörper in zwei Bereiche. Ein schmaler, zweigeschossiger Gebäudeteil im Süden nimmt einen 90 Quadratmeter großen Gemeinschaftsbereich mit Küche im Erdgeschoss auf. Eine Glasfassade über die gesamte Länge gibt den Blick in die Landschaft frei und lässt sich über Flügeltüren vollständig öffnen. Im Norden reihen sich die Privaträume mit eigenen Kochnischen auf. Der Grundriss ist hierarchiefrei, die verwendeten Materialien bleiben offen sichtbar.

Zwei Badezimmer flankieren den Gemeinschaftsbereich. Darüber liegt ein 26 Meter langer, korridorartiger Raum, der je nach Bedarf als Lager, Büro oder zusätzlicher Schlafplatz dient. Nach außen verkleidete die Künstlerin Shahbazi in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Malereibetrieb die Fachwerkkonstruktion mit farbigen Metallpaneelen. Von traditionellen bosnischen Teppichen inspiriert, macht die Fassade das Projekt in der Landschaft weithin sichtbar. Die Ausführungskosten werden mit rund 320.000 Euro angegeben, die sich über Spenden finanzierten.

Entstanden ist eine Bruttogrundfläche von knapp 280 Quadratmetern. Den Innenraum gestalteten die Architekt*innen gemeinsam mit Shahbazi bewusst offen, sodass sich die Bewohnerinnen diesen selbst aneignen können. Auf den angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen können die Frauen Obst und Gemüse anbauen sowie Nutztiere halten, um sich zu versorgen. Im Alltag unterstützt sie außerdem eine Betreuungsperson der Stiftung sowie der Organisation Vive Žene. (sbm)

Fotos: Maxime Delvaux und Adrien de Hemptinne, Miloš Martinovi


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

9

stauBmeier | 11.04.2025 17:03 Uhr

Sehr lyrisch.

Die Blumenampeln
über den Türen
sind der Hammer!

Ein grandioser Filmset.
Übrigens.

8

auch ein | 11.04.2025 14:09 Uhr

architekt

[Anmerkung der Redaktion: Wir haben uns gegen die Veröffentlichung Ihres Kommentars entschieden, da er gegen unsere Regeln verstößt: Schreiben Sie zur Sache. Teilen Sie etwas Neues mit. Nennen Sie Argumente. Keine Beleidigungen. Verzichten Sie auf einen aggressiven Tonfall. Bitte schreiben Sie Ihren Namen. Verwenden Sie keine Links im Text.]

7

Krysmopompas | 11.04.2025 13:09 Uhr

Heiterkeit

Die Lage im nirgendwo wird schon ihren plausiblen Grund haben; die dreistufigen Schwellen zu den Privatgemächern werden schon keine Barriere sein.

Schön, wenn Architektur, die Spaß macht, denen gegönnt ist, die es besonders brauchen.

6

Blickkontakt | 11.04.2025 12:52 Uhr

Schön,

das auch dieser ländliche Teil Europas mit lautstarker Autisten-Architektur verschandelt wird (siehe Bild 2).

5

jwb | 11.04.2025 11:23 Uhr

grundrisse

schönes Projekt, aber dass man jedes mal zum Kacki und/oder Pipi machen durchs Wohnzimmer muss, hätte man bei einem Neubau doch auch anders lösen können.

4

M. | 11.04.2025 10:33 Uhr

and the reuslts are in...

Bosnia-Herzegowina: DOUZE POINTS!

3

peter | 10.04.2025 21:39 Uhr

großartig!

bautechnisch könnte man noch zwei-drei dinge optimieren, um das haus auch in 30 jahren noch gut aussehen zu lassen - das hätte es verdient. sehr cooles teil!

2

Daniel | 10.04.2025 16:03 Uhr

Hui. Das ist ein lässiges Ding.

Was für ein starkes, sensibles Projekt - architektonisch und sozial. Chapeau.

1

ulknudel | 10.04.2025 15:57 Uhr

Die Bosniaken

haben Style!

 
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