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06.05.2021

Familienbande am Waldrand

Wohnhaus im Erzgebirge von Florian Voigt


Die kleine Ortschaft Tellerhäuser im Erzgebirge liegt sogar noch ein paar Meter höher als das benachbarte Oberwiesenthal, das als Deutschlands höchstgelegene Stadt firmiert. Wegen ihrer Schneesicherheit hat die bis heute strukturschwache Region an der tschechischen Grenze schon lange einen guten Ruf bei Wintersportler*innen. In den dichten Wäldern gibt es grenzübergreifende Loipen und im Sommer schöne Wanderwege.

Genau hier bot sich dem jungen Architekten Florian Voigt Gelegenheit, sein Erstlingswerk zu realisieren. Nach seinem Studium hat er in Basel bei verschiedenen Schweizer Büros gearbeitet, nun ist er nach Leipzig zurückgekehrt, um zusammen mit seinem Bruder Tobias das elterliche Büro Voigt weiterzuführen. Das Projekt in Tellerhäuser drängte sich geradezu auf: Als langjährige Ausflügler ins Erzgebirge hatten die Eltern bereits vor einiger Zeit bei einer Versteigerung ein leerstehendes Bauernhaus günstig erwerben können. Der halb in den Hang eingegrabene Bestand war leider nicht mehr zu retten, lediglich das Bruchsteinmauerwerk des Kellergeschosses konnte erhalten werden. Nun musste der junge Architekt den Eltern lediglich den Neubau schmackhaft machen: Elke Voigt war mit ihrem 1991 gegründeten Büro hauptsächlich im Bereich Restaurierung und Sanierung tätig, auch der Vater war als Sachverständiger für Holzschutz berufsbedingt eher in älteren Gemäuern unterwegs. Kein leichtes Unterfangen also für den jungen Architekten, wie dieser am Telefon schmunzelnd erklärt.

Schnell wurde man sich aber einig, zu erhalten, was zu erhalten ist, und den neuen Wohnaufbau komplett in Holz zu fertigen. Das lose Mauerwerk des Kellergeschosses ließ sich mit einer Betondecke sichern, außen wurde eine Holzfaserdämmung montiert, die mit einer Holzschalung verkleidet ist. Nach innen wurde die Konstruktion lediglich geschlämmt. Im Erdgeschoss geht es also recht robust zu.

Darüber ließen sich auch Teile der Firstwände erhalten, die ursprüngliche Dachform deutete Voigt jedoch zum offenen Kreuzgiebel um. Über der elterlichen Wohnung, die um den zentralen Giebelraum angeordnet ist, ließen sich so noch zwei Schlafkammern unterbringen. Das Obergeschoss wurde vollständig in regional geschlagenem Nadelholz errichtet. Entsprechend der Analogie eines Baumstammes fand für die Fassade dunkle Borke Verwendung, der Innenraum ist mit hellem Sperrholz ausgekleidet.

Die Dachstruktur ist in ihrer Einfachheit dem rauen lokalen Klima angepasst. Auf Regenrinnen und Schneefang konnte verzichtet werden, auch, um im Winter allzu große Lasten zu vermeiden. Die eingezogene Betondecke ist über Geothermie bauteilaktiviert, ansonsten gibt es als Wärmequelle nur noch einen Kamin. Wohlig warm lässt es sich so über das verschneite Tal blicken.

Die einzige zeitgenössische Architektur im Ort ist das sogenannte Waldhaus indes nicht. Just an der anderen Ortsseite von Tellerhäuser hatte das Berliner Büro AFF schon vor rund zehn Jahren seine in Beton gegossene Skihütte realisiert. (tl)

Fotos: Hans-Christian Schink


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