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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Wohnhaus_im_Bestand_von_Zeller_-_Moye_5024359.html

10.04.2017

Dachgarten in Mexiko-Stadt

Wohnhaus im Bestand von Zeller & Moye


Wo rostige Bewehrungseisen aus dem Rohbau ragen, wohnen in Mexiko Menschen zur Miete. Wer es sich leisten kann, baut Mauern um sich und sein Grundstück. Zwischen der einfachsten Behausung und der Gated Community liegt eine Vielzahl gestalterischer Möglichkeiten. Ein Klassiker mexikanischen Wohnens ist noch immer das Haus, das das Künstlerpaar Frida Kahlo und Diego Rivera in den Dreißiger- und Vierzigerjahren bewohnte. Es zeigt, welche architektonische Vielfalt das subtropische Klima erlaubt: rohe Oberflächen und filigrane Fensterprofile, farbige Anstriche und Gärten mit üppigem Grün.

Das neue Projekt der Architekten Zeller & Moye (Berlin/Mexiko-Stadt) verwandelte ein bestehendes Haus in Mexiko-Stadt aus den Dreißigerjahren in ein Domizil für eine Familie. Das Haus mit dem Namen Casa Verne ist ganz in weiß gehalten. Das freitragende Dach, das die an den Dachgarten anschließenden Wohnräume überspannt, ist aus weißem Beton gegossen, der durch die Beigabe örtlichen Marmors – der auch im Innenraum präsent ist – eingefärbt wurde.

Neu angelegte Lichthöfe bringen Helligkeit in den Altbau. Terrazzoböden und schmale Fensterprofile aus Metall treffen auf neue Eichenböden, Einbaumöbel und eigens für das Projekt entworfene Lampen aus Messing. Obwohl die mexikanische Liebe zur Farbe in der Casa Verne keinen Ausdruck findet, bringen die Architekten Referenzen an die mexikanische Geschichte ein: Die Marmorkiesel der Wege im Dachgarten sollen an die „verschütteten Flüsse“ erinnern, die „ursprünglich die Landschaft prägten, bevor die Stadt erbaut wurde“. Im Inneren des Hauses setzt sich der Bodenbelag nahtlos fort.

Trotz der luxuriösen Wohnsituation, die das Haus nach dem Umbau bietet, bleiben die ortsspezifischen Charakteristika erhalten. Der wilde Dachgarten ist sehr mexikanisch und lässt den Besucher fast vergessen, dass er sich in einer pulsierenden Metropole befindet – wäre da nicht die Aussicht auf die umgebenden Hochhäuser und der bröckelnde Putz der Nachbarschaft. Edle und einfache Materialien und Konstruktionen halten sich die Waage. Die Patina und der Kontrast zwischen Verfall und Neuanfang werden nicht ausgeblendet. Bauen im Bestand mit historischem Bezug und individueller Atmosphäre gilt eben nicht nur in Berlin als zeitgemäße Architekturaufgabe. (dd)

Fotos: Omar Muñoz, Juan Carlos Garza, Christoph Zeller


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