Wohnungsbau statt Hotels – auf diese Formel lässt sich die veränderte Auftragslage des Berliner Büros wolff:architekten zuspitzen. Während man sich lange auf Hotelbau fokussiert habe, bestimmen seit einigen Jahren Projekte der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften sowie Nachverdichtungen in Hinterhöfen den Arbeitsalltag des Büros, erklärt Roland Wolff. An fünf Nachverdichtungsprojekten sitzt das Büro aktuell, drei sind bereits abgeschlossen, darunter das charmante Haus in der Strelitzer Straße, bei dem die Architekt*innen auch als Bauherren fungierten und in dem sie nun ihre Büroräume haben.
Die aktuelle Fertigstellung am Petersburger Platz in Berlin-Friedrichshain realisierten die Architekt*innen demgegenüber im Auftrag eines privaten Investors. Während die Mietwohnungen im Vorderhaus saniert wurden (um auch weiterhin vermietet zu werden), sollte im Hinterhof in Verlängerung des rechten Seitenflügels ein Neubau mit Eigentumswohnungen entstehen. Bis 1943 stand dort eine viergeschossige Fleischerei, die sicherlich nicht nur an heißen Sommertagen eine durchaus emissionslastige Nachbarin gewesen sein dürfte.
Seit letztem Jahr findet man hier nun einen sachlich gestalteten Siebengeschosser mit elf 2- bis 4-Zimmerwohnungen. Er schließt an die Brandmauer des nördlich gelegenen Nachbarhauses an und orientiert sich nach Süden. Die beiden Wohnungen im Erdgeschoss wurden als Maisonetten ausgebildet und verfügen über eine Gartenfläche. Alle anderen Wohnungen haben einen Balkon oder eine Terrasse. Durch ein Sicherheitstreppenhaus, das auf jeder Etage über eine kleine Loggia betreten wird, wurde die im Hinterhof besonders diffizile Frage des Fluchtwegs im Brandfall gelöst. Der Neubau hat 1.200 Quadratmeter Bruttogrundfläche. Verantwortlich für die Leistungsphasen 6 bis 8 war das Berliner Büro DGI Bauwerk.
Auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht so aussehen mag: Das Projekt sei keine „Abstandsflächenarchitektur“, betont Roland Wolff. An einigen Stellen wurden die rechtlich zwingenden Abstandsflächen deutlich unterschritten, auch in Abstimmung mit der Nachbarschaft, die die Architekt*innen zu Beginn des Planungsprozesses involvierten. Verdichtetes Wohnen in der Stadt wird scheinbar auf vielen Ebenen zunehmend angenommen. Die Architekt*innen berichten jedenfalls, dass die Mieter*innen der Maisonetten ihre Hinterhofgärten mit viel Liebe bepflanzt haben und auch rege nutzen – obwohl die gut einsehbaren kleinen Grünflächen im Hof weit entfernt sind von der Privatheit, die man gemeinhin mit einem eigenen Gartenstück verbindet. (gh)
Fotos: Johannes Armanazi
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
4
ixamotto | 25.08.2020 14:37 Uhr...
ich denke an die hinterhof-brandwandbebauungen von inken und hinrich baller in kreuzberg am admiralsufer und finde, dass da mehr drin gewesen wäre.