„Nicht mehr gebraucht“ wird zu „dringend benötigt“: Dank einer Schenkung konnte die Stiftung Atlersheim St. Urban im Schweizerischen Winterthur ein ehemaliges Fachwerkhaus in ein Wohnhaus für Menschen mit Demenz umwidmen. Zwischen städtischer und dörflicher Struktur und in einiger Entfernung vom Altenheim derselben Trägerin geht man hier im „Haus Annemarie“ speziell auf die Bedürfnisse der in ihren kognitiven, motorischen und sozialen Fähigkeiten beeinträchtigten Bewohnenden ein. Nach Plänen von Schneider Gmür Architekten (Winterthur) ist nun neben dem Fachwerkhaus ein Neubau mit dem Namen „Haus Margit“ entstanden. Es bietet 24 Menschen mit fortgeschrittener Demenzerkrankung auf drei Stockwerken Raum und Ruhe.
Die Architekten, deren Portfolio viele spezialisierte Bauten in den Bereichen Pflege und Bildung versammelt, waren aus einem Studienwettbewerb als Sieger hervorgegangen. Ruhig und solide, dank Sockel und Kratzputz mehr Wohnhaus als Heim, so erscheint ihr Neubau. Sein Grundriss entwickelt sich rund um das gut einsehbare Treppenhaus. In den beiden Obergeschossen – die um ein weiteres aufgestockt werden könnten – befinden sich die Pflegeräume: Einzelzimmer, von denen sich je zwei ein dazwischen geschaltetes Bad teilen. Jede Etage verfügt über Rundläufe mit Aufenthaltsnischen, sie erleichtern die Bewegung für Menschen, deren Orientierung und Aktivität nachlässt. Bodentiefe Fenster und französische Balkone gewährleisten den Bezug zum umgebenden Garten – eine Hilfestellung, sich vom Haus aus anhand von Blütenstand und Sonnenverlauf innerhalb der Jahreszeiten und des Tages zu orientieren.
Das Kleinräumliche und Übersichtliche soll Schutz und Geborgenheit vermitteln. Innenausbau und Möblierung lassen Alt und Neu zusammenspielen und sollen die sinnliche Wahrnehmung stimulieren: Mit hochwertigen Materialien wurde eine Möglichkeit des Wohnens für Menschen mit Demenz entwickelt, deren individuelle Gestaltung die Gewohnheiten einer jetzigen Generation Erkrankter adressiert. (kms)
Fotos: Pit Brunner
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