In einem Kleid aus dunklen Schieferplatten präsentiert sich das RPFV House im Städtchen Santo Tierso im Norden Portugals. Das Wohnhaus mit 643 Quadratmetern Gesamtgeschossfläche wurde von NØARQ aus Porto für einen privaten Auftraggeber entworfen. In einem landschaftlichen Schutzgebiet gelegen, wurde das dreigeschossige Gebäude auf den Grundmauern eines Bestandsbaus mit einer Grundfläche von 112 Quadratmetern errichtet, das unter anderem einen Kornspeicher und einen Raum zum Dreschen fasste.
Von dem 1.700 Quadratmeter großen, am Hang gelegenen Grundstück stand nur circa ein Drittel als Bauland zur Verfügung. Die Architekten glichen den Höhenunterschied von neun Metern durch einen terrassiert angelegten Bau aus. Dabei erhielten sie die aus groben, roten Schieferblöcken bestehenden Erdgeschossmauern des Bestandsgebäudes, ersetzten jedoch dessen Obergeschoss durch eine neue Konstruktion aus Stahlbeton. Deren Fassade ist – in Anlehnung an den Vorgängerbau – komplett aus horizontal angeordneten, schmalen Schiefertafeln gefertigt.
Von der Straße ist zunächst nur das oberste Stockwerk zu sehen, das drei Schlafzimmer und Bäder aufnimmt. Das Volumen mit großen, fast quadratischen Fensteröffnungen sitzt wie ein Ausguck schräg versetzt auf dem unteren Baukörper und kragt mit einer Ecke über dessen Hof aus. Treppen und eine breite Rampe führen vom Straßenniveau hinunter zum Zwischengeschoss, in dem sich auch Garage und Eingangsbereich befinden. Ein quadratischer Innenhof, der sich auf der untersten Ebene fortsetzt, bildet das räumliche Zentrum. Über ihn erfolgt die Erschließung.
Hier unten spielt sich der Hauptteil des Familienlebens ab: Großzügige Räume für Kochen, Wohnen und Arbeiten reihen sich aneinander. Fensteröffnungen gibt es eher wenige, dafür sind sie wie im Obergeschoss sehr bewusst gesetzt und wirken wie große Guckkästen. Die untere Terrassenstufe wird durch die Mauern des Vorgängerbaus charakterisiert, sodass der teils vom Neubau überspannte Hof hier fast wie eine archäologische Ausgrabungsstätte anmutet. Unten traditionell-robust, oben modern-elegant – so wird das Alte als eindrückliches Fundament des Neuen inszeniert. (da)
Fotos: Fernando Guerra