Die Liebe zum Backstein ist diesem Projekt im tschechischen Südmähren deutlich anzumerken, ebenso der Rückgriff auf die im kleinen Dörfchen Prušánky üblichen Bautraditionen. Eine davon war, aus Gründen der Sparsamkeit typischerweise nur die Straßenseiten der Häuser repräsentativ zu verputzen. Die Hofseiten hingegen blieben roh. Die Gebäude des Dorfes – das 40 Kilometer südlich von Brno liegt – sind traditionell auf langen, schmalen Grundstücken angeordnet und orientieren sich mit der Traufe zur Straße. In diesem, vorderen Teil der Häuser sind die Wohn- und Schlafräume untergebracht. Daran anschließend erstreckt sich in der Regel ein schmaler Gebäudeteil in das Grundstück hinein. So entsteht ein L-förmiger Baukörper mit kleinem Hof, hinter dem wiederum Garten, Gemüsebeete oder Obstbäume liegen. Beim Umbau eines solchen Bauernhauses galt es für Architekt Jan Proksa aus Wien, den in den Hof ragenden Gebäudeteil neu zu interpretieren, um der Familie zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.
Der alte Anbau wurde abgerissen, doch der Neubau nimmt den alten Grundriss und den einfachen Charakter wieder auf. Er wurde einige Meter vom Haupthaus abgerückt und bildet nun einen 55 Quadratmeter großen, eigenständigen Baukörper. Das neue Wohnhaus besticht durch seine klare Farb- und Formensprache: Außen roter Backstein, innen grauer Beton. Nur etwas Holz lockert die Nüchternheit auf. Den länglichen Baukörper rückte Proksa an die Ostseite des Grundstücks. So führt das Wohnhaus die Grundstücksmauern fort. Den Hof ließ Proksa mit dem gleichen roten Backstein pflastern, den er auch für das Haus benutzte, wodurch das Ensemble unaufgeregt schlicht wirkt.
Der minimalistische, weitgehend offene Grundriss orientiert sich an den wesentlichen Bedürfnissen Schlafen, Essen und Körperpflege. Auf der Nordseite sind Schlaf- und Badezimmer untergebracht. Die offene Küche mit Platz für einen großen Esstisch ist dagegen im südöstlich ausgerichteten Hauptraum des Hauses angelegt. Ein rahmenloses, bodentiefes Fenster begrenzt den Raum und verlängert ihn gleichzeitig nach außen in den kleinbäuerlichen Hinterhof. Eine Außenküche versucht, diesen Gedanken noch zu verstärken. (kat)
Fotos: BoysPlayNice
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Mr. Riös | 10.07.2017 12:01 Uhrduschen
Im Schaufenster duschen muss man wollen. Das Ding nach jedem Duschgang abziehen dann wohl auch...